Mit der Festhalle kommen Kultur und Leben ins Viertel

Die HafenCity ist in den vergangenen Monaten viel geschmäht worden: Hamburgs jüngster Stadtteil verkomme zum Reichengetto, es gebe viel zu viele Büros und viel zu wenige Wohnungen, die Architektur sei einfallslos, ein Desaster, ja, Hamburg versinke in Hässlichkeit. Und dann, mäkeln manche, fährt auch noch der neue U-4-Zug ins Nirgendwo. Mit jeder Kostensteigerung bei der Elbphilharmonie sinkt offenbar die Vorfreude auf die fertige HafenCity.

Doch ein Desaster sieht anders aus. Natürlich verfängt manche Kritik, selbstverständlich sind viele Bauten eher renditegetriebene Investorenträume als Lebensräume. Doch so wenig, wie man ein Fußballspiel nach 45 Minuten bewerten sollte, darf heute ein abschließendes Urteil über den Stadtteil gefällt werden. Die HafenCity ist eine Baustelle - da bleibt alles Momentaufnahme. Die Infrastruktur - Straßen, Leitungen, U-Bahn - muss zuerst kommen, erst dann folgt die Schönheit in Form von Bäumen, Bänken, Leben. Der Stadtteil wird bis ins nächste Jahrzehnt hinein in ständiger Bewegung bleiben.

Zuletzt hat sich einiges in die richtige Richtung entwickelt. Im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen wird der Wohnungsbau nun deutlich ausgeweitet, zugleich steigt der Anteil geförderter Mietwohnungen. Und noch etwas scheinen die Planer der HafenCity spät, aber nicht zu spät zu erkennen. Ein neuer Stadtteil benötigt Kristallisationspunkte, Sehnsuchtsorte. Während die Großbaustelle Potsdamer Platz in Berlin mit der roten Infobox Millionen von Besuchern anlockte, blieben die Stadtmodelle der HafenCity etwa im Kesselhaus oder der "Viewpoint" dem musealen Denken der 70er-Jahre verhaftet.

Ein neuer Stadtteil braucht auch Brüche, Überraschendes, Räume zum Wohlfühlen zwischen Glas und Beton. Auf dem Baakenhöft, einer exponierten Landspitze in der Elbe, plant die HafenCity Hamburg GmbH nun in einer alten Halle eine Zwischennutzung für Veranstaltungen. Sie bringt damit endlich Kultur in den Stadtteil und inszeniert die HafenCity als prächtige Kulisse. So kommt Leben ins Viertel. Viele Besucher werden hier die HafenCity mit neuen Augen sehen - und vielleicht lieben lernen.