Ein Kommentar von Carsten Harms

Gespannt blickt die internationale Sportwelt seit Montag nach Madrid. Der Dopingprozess gegen den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes und seine mutmaßlichen Helfer kann zu einem Meilenstein bei der Aufklärung und Bekämpfung des organisierten Dopingmissbrauchs werden. Natürlich wäre es blauäugig zu glauben, der globale Hochleistungssport könnte mithilfe dieses Prozesses vom Dopinggeschwür befreit werden. Insbesondere in Sportarten, in denen es neben Medaillen und der Ehre auch um hohe Geldsummen geht, werden immer wieder Athleten, aber auch Trainer und Funktionäre der Verlockung erliegen, mit unerlaubten Hilfsmitteln und Methoden, die Zehntelsekunden oder Zentimeter, die bisher zum großen Triumph noch fehlten, aus dem Körper herauszukitzeln.

Und doch kann dieser Prozess ein Signal sein an alle, die mit dem Gedanken spielen, selbst zu dopen oder einem Sportler zum Doping zu verhelfen. Die Botschaft könnte lauten: Fühlt euch nicht zu sicher! Auch wenn es Jahre dauert, kann die Wahrheit noch ans Licht kommen, können scheinbar perfekt organisierte Betrügereien immer noch bekannt und bestraft werden. Umso wünschenswerter ist es jetzt beim Verfahren gegen den Mediziner Fuentes, dass das gesamte Ausmaß seiner Praktiken und seiner vermutlich höchst prominenten Kunden auch außerhalb des Radsports publik wird. Fuentes hat jetzt die Chance, reinen Tisch zu machen und die ganze Wahrheit zu sagen. Leider, so scheint es nach seiner ersten Aussage, steht ihm danach nicht der Sinn.