Laut Manager Stefan F. Heidenreich sei es gelungen, die Kernmarke Nivea zu stärken und in vielen Ländern Marktanteile zu gewinnen.

Hamburg. Stefan F. Heidenreich hat einen guten Start hingelegt. Der Manager, der Ende April des vergangenen Jahres den Vorstandsvorsitz des Nivea-Herstellers Beiersdorf übernahm, konnte mit Hamburgs einzigem DAX-Konzern nun erstmals beim Umsatz die Grenze von sechs Milliarden Euro überschreiten. Insgesamt stiegen die Erlöse nach den vorläufigen Zahlen um 7,2 Prozent auf 6,04 Milliarden Euro. Auch beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreichte das Unternehmen neue Dimensionen. Es kletterte im vergangenen Jahr nach 646 Millionen Euro 2011 auf rund 725 Millionen. "Wir sind mit 2012 zufrieden. Mit unserem strategischen Kompass befinden wir uns auf dem richtigen Kurs", sagte Heidenreich.

Es sei dem Unternehmen gelungen, die Kernmarke Nivea zu stärken und in vielen Ländern Marktanteile zu gewinnen. "Außerdem haben wir unsere Innovationsfähigkeit deutlich verbessert. Das sind erste wichtige Schritte, um Beiersdorf in eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft zu führen", so der Konzernchef, der vom Schweizer Marmeladen- und Babynahrungshersteller Hero, der dem Unternehmer Arend Oetker gehört, nach Hamburg gekommen ist. "Wichtig ist, dass wir in den nächsten Jahren weiter Kurs halten und den begonnenen Veränderungsprozess konsequent fortsetzen." Heidenreich gab sich zuversichtlich, die von ihm angepeilte Umsatzrendite von zwölf Prozent erreichen zu können.

Der begeisterte Sportler, der auch schon einmal Vize-Europameister im Windsurfen war, ist ein Arbeitstier. Er sitzt morgens meist schon vor sechs Uhr am Schreibtisch, den er erst am späten Abend verlässt. Der Mann braucht offenbar kaum Schlaf. Gleich nach dem Beginn seiner Chefposition hat der Vater von vier Kindern Veränderungen im Beiersdorf-Vorstand durchgesetzt. So schieden der glücklose Asienvorstand James Wei aus und Ümit Subasi, der sich im Konzern um die Schwellenländer kümmerte.

Schon unter seinem Vorgänger Thomas-B. Quaas hatte Beiersdorf die Markenpalette konsequent bereinigt, sich aus einigen Bereichen zurückgezogen und sich stärker auf sein Kerngeschäft fokussiert. Rund ein Viertel der Produkte wurde verkauft oder eingestellt. Unter Heidenreich hatte das Unternehmen zuletzt das Design seiner Produkte überarbeitet und vereinheitlicht. Weltweit mussten rund 13.000 unterschiedliche Produkte von Bodylotions über Deos bis hin zu Sonnencremes angepasst werden. Ein blauer Kreis mit weißen Buchstaben wird nun zum Beispiel auf Körpermilchflaschen gedruckt und soll damit Erinnerungen an die traditionsreiche Nivea-Dose wecken. Als einen der ersten Schritte zur Ausweitung des Geschäfts in Wachstumsregionen kündigte Heidenreich zudem nach seinem Amtsantritt den Bau einer neuen Fabrik in Mexiko an. Diese soll ab 2014 die steigende Nachfrage nach Kosmetikartikeln in Südamerika bedienen.

Schwächen auf dem westeuropäischen Markt konnte das Hamburger Unternehmen mit seinen 17.000 Mitarbeitern im vergangenen Jahr durch neues Wachstum in Schwellenländern ausgleichen. So greifen immer mehr Verbraucher aus Brasilien, Russland oder Polen zu den Produkten aus Hamburg. Mit seiner neuen Strategie, die Heidenreich "Blue Agenda" nennt, will Beiersdorf die Aufholjagd im Rennen um Marktanteile beschleunigen. Konkurrenten wie L'Oréal, Procter & Gamble, Unilever und Henkel haben in den vergangenen Jahren einen Vorsprung gegenüber den Hamburger Pflegespezialisten erzielt.

Auch die Tochter Tesa konnte weiteren Boden wettmachen. Der Umsatz des Klebespezialisten kletterte von 937 Millionen auf 992 Millionen Euro, was einem nominalen Wachstum von 5,8 Prozent entspricht. Dazu trugen laut Beiersdorf in allen Regionen sowohl das Endverbraucher- als auch das Industriekundengeschäft bei. Besonders dynamisch entwickelte sich das Geschäft in Asien und in den USA. Wachstumstreiber waren dort erneut Industriekunden wie die Automobil- und die Elektronikindustrie.

Die Börse hat die Bemühungen der Hamburger nur teilweise honoriert. Nach Bekanntwerden der positiven Nachrichten legte die Aktie zuerst auf den bisherigen Rekordwert von 64,74 Euro zu. Im Börsenverlauf bröckelte der Kurs aber wieder 64,13 Euro, was ein Plus von 0,05 Prozent bedeutet. Vor einem Jahr notierte die Aktie noch bei knapp über 45 Euro.