Rund 1000 Stellen für Langzeitarbeitslose fallen in der Hansestadt weg. Stattdessen sollen Betriebe Gehaltszuschüsse erhalten.

Hamburg. Sie arbeiten in Sozialkaufhäusern, geben Essen aus oder begleiten Senioren bei ihren Einkäufen. Mehr als 4100 Ein-Euro-Jobber waren im vergangenen Jahr in der Hansestadt im Schnitt im Einsatz. Doch nun soll ihre Zahl nach Planung des Jobcenters team.arbeit.hamburg drastisch um fast 1000 auf noch 3150 im Jahr 2013 sinken. Hintergrund der deutlichen Reduzierung sind die gekürzten Bundesmittel, die die Arbeitsagentur und das Jobcenter für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen zur Verfügung haben. Statt 110 Millionen Euro stehen im sogenannten Eingliederungstitel lediglich noch 95 Millionen Euro bereit. "Dies zwingt uns dazu, die Mittel noch effizienter als bisher einzusetzen", sagte am Montag der Geschäftsführer des Jobcenters, Friedhelm Siepe.

Nach den Worten Siepes haben sich die Ein-Euro-Jobs bei der Vermittlung von Erwerbslosen auf den ersten Arbeitsmarkt als wenig effizient erwiesen. Die Übergangsquote in einen normalen Job habe lediglich im einstelligen Prozentbereich gelegen und sei damit "fast schon absurd gering" gewesen.

Geeignet seien die sogenannten Arbeitsgelegenheiten nur, um Erwerbslose in ihrem bisherigen Umfeld zu stabilisieren, so Siepe. Soll heißen: Sie geben den Betroffenen die Möglichkeit, wieder in eine geregelte Tätigkeit hineinzuschnuppern und sorgen so für einen gewissen Halt für Menschen, die häufig auch noch mit psychischen oder finanziellen Problemen wie Überschuldung zu kämpfen haben.

Statt auf die Ein-Euro-Jobs setzen Arbeitsagentur und Jobcenter nun auf ein neues Wundermittel namens FAV, was für Förderung der Arbeitsverhältnisse steht. Bei diesem Modell übernimmt das Jobcenter zunächst 75 Prozent der Gehaltskosten, wenn ein Unternehmer bereit ist, einen Langzeitarbeitslosen einzustellen. Diese Maßnahme sei bedeutend praxisnäher als die Ein-Euro-Jobs, da sie direkt in einem Betrieb stattfinde, so Siepe.

Allerdings stand das neue Instrument auch schon im vergangenen Jahr zur Verfügung, wurde von den Hamburger Arbeitgebern aber nur schleppend angenommen. "Sehr optimistisch gerechnet könnten wir in diesem Jahr 400 bis 500 Menschen in die neuen Maßnahmen vermitteln", prognostiziert der Jobcenter-Chef.

Noch mehr als bisher will das Jobcenter auch auf berufliche Qualifizierungsmaßnahmen und Instrumente wie Bewerbungstrainings setzen, um den Erwerbslosen zu einem neuen Job zu verhelfen. Auch die Zahl der Umschulungen - 750 im vergangenen Jahr - soll weiter steigen.

Auf massive Kritik war in der Vergangenheit die Tatsache gestoßen, dass das Jobcenter trotz der immer geringeren Bundesmittel sein Budget für die Wiedereingliederung der Langzeitarbeitslosen nicht komplett ausschöpfen konnte. Von den zur Verfügung stehenden 110 Millionen Euro wurden 2012 lediglich 102 Millionen oder knapp 93 Prozent abgerufen. "Hamburg verschenkt Millionen", kritisierte in diesem Zusammenhang CDU-Oppositionschef Dietrich Wersich.

Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) verwies am Montag hingegen darauf, dass alle Bundesländer Probleme gehabt hätten, die Mittel aus dem Eingliederungs-Titel komplett abzurufen und Hamburg noch vergleichsweise gut dastehe. Aus seiner Sicht müssten die Jobcenter in den Ländern flexibler mit den Bundesmitteln umgehen können. So sollte es möglich sein, nicht ausgeschöpfte Mittel auf das kommende Jahr zu übertragen oder Maßnahmen für Langzeitarbeitslose gezielt zu überbuchen, wenn ohnehin schon zu erwarten sei, dass nicht alle angemeldeten Teilnehmer auch tatsächlich erscheinen würden.

Insgesamt werteten sowohl Jobcenter als auch Arbeitsagentur das vergangene Jahr als Erfolg für den Hamburger Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbslosen im sogenannten SGB-II-Bereich - also die Hartz-IV-Empfänger - sank im Jahresdurchschnitt um 2200 auf 50.500. Inklusive der Kosten für Unterkunft und Arbeitslosengeld II zahlte das Jobcenter rund eine Milliarde Euro an die Hartz-IV-Empfänger aus. Rund 40.000 Arbeitslose wurden mit verschiedenen Instrumenten gefördert - das sind 8000 mehr als 2011.

Für dieses Jahr sehen die Aussichten allerdings nicht mehr ganz so positiv aus. Aufgrund der nachlassenden Konjunktur und einem eher mäßigen Wirtschaftswachstum geht Arbeitsagentur-Chef Sönke Fock davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen in der Hansestadt insgesamt um etwa 2000 auf dann 72.500 steigen wird. Damit würde nach dem guten Jahr 2012 in etwa wieder das Niveau vom Jahr 2011 erreicht werden.