Ein Kommentar von Björn Jensen

In einer Welt, in der gute Leistung allein nicht mehr genügt, um aufzufallen, hat sich für die Profiboxerin Rola El-Halabi niemand interessiert. Ihr fehle die besondere Geschichte, musste die im Libanon geborene Leichtgewichts-Weltmeisterin aus Ulm immer hören, wenn sie mit Verantwortlichen von TV-Sendern oder Sponsoren sprach.

Als ihr Stiefvater sie am 1. April 2011 mit vier Schüssen in Schlaghand, Knie und Füße traf, weil er sie zum Krüppel machen wollte, hatte sie ihre Geschichte. Fortan war sie die Boxerin, die ihren Traum vom selbstbestimmten Leben fast mit demselben bezahlt hätte. Viele Medien berichteten. Ihr Weg zum Comeback, das an diesem Sonnabend ansteht, ist ein Stoff für Hollywoods Regisseure.

Ein solches Schicksal wäre ein Quotenbringer für jeden Sender. Doch El-Halabi ist sich in der Stunde ihres Ruhms selbst treu geblieben. Sie hat einen Deal mit Sat.1 ausgeschlagen, weil sie sich nicht in einer Weise in Szene setzen lassen wollte, die nicht zu ihr gepasst hätte. Vor allem war sie nicht bereit, ihr Comeback außerhalb ihrer Heimatstadt zu wagen. In Ulm leben die Menschen, die sie schon unterstützten, als sie noch keine Geschichte hatte. Auch für diese Fans hat sie die Schmerzen und dunklen Tage, die sie nach dem Attentat durchlebt hat, ertragen.

Auch wenn Rola El-Halabi alles geben wird, um bei Ihrem Comeback zu siegen: Das Ergebnis ist egal. Wenn sie wieder in den Ring steigt, hat sie den härtesten Kampf ihres Lebens schon gewonnen.