Ab und zu mal bücken und zupacken hält Hamburg sauber
Es soll kälter werden in Hamburg, Ende der Woche. Kalt wird es dann und vielleicht schneien, und auch wenn das dann glatte Wege und am Ende wohl noch mehr Schlaglöcher bedeutet: Es ist das Beste, was dieser Stadt derzeit passieren kann. Denn nur eine dicke Schneedecke kann noch verbergen, was in Hamburg an vielen Ecken nicht mehr zu übersehen ist - dass diese Stadt in Teilen vermüllt.
Nach den Gründen für diese Entwicklung muss man nicht lange suchen. An vielen Stellen hat sich das liegen gebliebene Laub zu einer schleimig-schlammigen Masse verbunden, die seit Silvester nun auch noch mit Böller- und Lametta-Resten durchsetzt ist. Die Altpapier-Container sind aufgrund der langen Feiertagsstrecke überfüllt, nebenan lehnt an dem Abfall, der nicht mehr reinpasste, gern die geplünderte Weihnachtstanne. Und wo schon alles so schön beieinanderliegt, gesellt sich auch noch der eine oder andere Müllkarton, Plastiksack oder Beutel voller Hundekot dazu. Broken-Windows-Effekt nennen das die Soziologen: Wenn es in der Nachbarschaft eine eingeschlagene Scheibe gibt, wird schon bald die nächste hinzukommen.
Für Müll gilt dasselbe Prinzip. Wenn dazu noch ein wetterbedingtes Einheitsgrau kommt, dann ergibt das am Ende ein Gesamtbild, das an Tristesse nicht zu überbieten ist.
Mit dem Finger auf die Hamburger Stadtreinigung zu zeigen wäre jetzt das Naheliegende. Aber irgendwie nicht richtig. Die Stadt, das wissen wir alle, muss sparen. Was das für jeden Einzelnen bedeutet, ist in Hamburg sichtbar: Wir müssen alle mit anpacken. Uns ab und zu mal bücken, auch wenn das vielleicht nicht unsere Aufgabe ist. Aber es ist unsere Stadt!
Das Gängeviertel, mitten im Herzen gelegen, hat es in diesem Jahr vorgemacht. "Don't fackel your Viertel - kein Feuerwerk im Gängeviertel" hatten die Ausrichter als Motto der Silvesterparty vorgegeben. Und damit den schlimmsten Müll vorausschauend vermieden. "Spießer!", lautete daraufhin ein Kommentar auf ihrer Facebook-Seite. Wer aber Umsicht mit Spießigkeit verwechselt, hat leider gar nichts verstanden.