Manch Gastronomen hat gestern beim Aufschlagen der Zeitung der Atem gestockt: komplettes Rauchverbot in Betrieben, die Essen anbieten.

Hamburg. Auch für Bierzelte und Vereinsheime soll es keine Ausnahmen geben. Dies haben die CDU- und GAL-Fraktion in Hamburg beschlossen. "Das ist unglaublich. Erst im März 2008 habe ich in einen abgetrennten Raucherraum und in eine Belüftungsanlage investiert. Und jetzt? War das alles umsonst?", sagt Alver Mahsuni, Inhaber des "Oktober" am Neuen Pferdemark. Gelassener sieht es der Inhaber des Down Under an der Grindelallee, Michael Gerstendorf. Er habe schon seit Längerem damit gerechnet, denn was in den Vereinigten Staaten durchgesetzt werde, gelte auch immer irgendwann für Deutschland.

Auch er hatte einen Raucherraum eingerichtet, allerdings "ist das nicht weiter tragisch, denn dort werde ich dann einfach wieder den Kicker- und Billardtisch hinstellen." Neben befürchteten Umsatzeinbußen machen sich die Betreiber auch Gedanken darüber, warum und wie eine jahrhunderte alte Tradition gestürzt werden soll. Im Bierzelt auf dem Dom fragt man sich derzeit, wie 1000 Gäste dazu angehalten werden sollen, nicht mehr zu rauchen.

Taschenkontrollen und mehr Sicherheitspersonal? Das sei völlig absurd, meint Michaela Lübcke. Genauso komisch sei es, den Genuss der Gäste, den sie bei einer Zigaretten und einem Gericht empfinden, nun per Gesetz definieren zu wollen, meinen Clemens Gärtner und Michael Lappen vom "Freischwimmer" in Eimsbüttel. Positiv gestimmt zeigt sich Frank Newmann, Inhaber des News in der Neustadt: "Diese Entscheidung trifft uns im positiven Sinn. Wir hatten baulich keine Möglichkeit, einen Raucherraum einzurichten. Nun hoffen wir, alte Stammgäste zurückgewinnen zu können." Viele Gäste wundern sich derzeit, warum die extra eingerichteten Raucherräume nun wieder abgeschafft werden müssen. "Ich komme gerne ins Gloria, weil es hier zwei Möglichkeiten gibt. Entweder ich esse im Nichtraucherbereich, auch als Raucher, oder aber im Raucherbereich.

Diese Diskussion ist ein zu großes Hin und Her", sagt die 26-jährige Sarah Mattberg. Aufatmen konnten gestern hingegen Raucher, die bevorzugt in Einraumkneipen oder Bars gehen, die lediglich Getränke ausschenken. Hier darf weiterhin geraucht werden. Als Nichtraucher findet der Ingenieur Max Senger (32) aus Ottensen die Regelung in Ordnung, denn die kleinen Eckkneipen würden davon leben. Viele warten gespannt den 1. Januar ab und gucken, wie das neue Gesetz umgesetzt wird.