Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

Man mag es sich kaum vorstellen, aber es gab tatsächlich mal Pläne, große Teile der wissenschaftlichen Sammlungen und Museen der Hamburger Universität zu digitalisieren und anschließend abzugeben. Aus heutiger Sicht wirkt ein solches Projekt vollkommen anachronistisch. Das hat nicht nur mit dem inzwischen sehr viel stärker ausgeprägten Bewusstsein für den Wert und die Unwiederbringlichkeit historisch gewachsener Sammlungen zu tun, sondern gewiss auch mit den oft ernüchternden Erfahrungen, die wir in der digitalen Welt machen, die uns mehr und mehr umgibt.

Sicher bietet es enorme Möglichkeiten, dass historische Objekte und Kunstwerke aus Museen und Sammlungen dank ihrer Digitalisierung heute weltweit verfügbar sind. So können wir am Bildschirm durch die Säle großer Häuser von Paris bis St. Petersburg navigieren und dabei viel über deren Objekte erfahren. Dennoch bleibt das stets ein merkwürdig abstraktes Erlebnis. Vielleicht hat ja die Übermacht und Allgegenwart digitaler Bilder sogar dazu geführt, dass uns der Wert eines Originals wieder stärker bewusst wird.

Dabei geht es nicht nur um ein ästhetisches Erlebnis und nicht nur um Kunst, sondern um die reale Präsenz eines Museumsstücks, das mit seiner Geschichte und seiner Einzigartigkeit eine Ausstrahlung besitzt, die kein elektronisches Abbild je erreichen könnte.