Mit Weihnachtsmärkten lässt sich viel Geld verdienen. SPD-Funktionäre sind auf den begehrten Flächen gut vertreten

Hamburg. Schausteller, die vom City-Ausschuss der Bezirksversammlung den Zuschlag erhalten, einen Weihnachtsmarkt auf einer der begehrten Flächen in der Innenstadt zu betreiben, dürfen sich über ein florierendes Geschäft freuen.

Allein in diesem Jahr hatten die neun Weihnachtsmärkte in der Innenstadt nach Angaben der Hamburg Tourismus GmbH rund fünf Millionen Besucher. Die Einnahmen dürften im zweistelligen Millionenbereich liegen. Insider berichten, mit einem gut laufenden Glühweinstand, könnten sechsstellige Einnahmen generiert werden. Ein Liter des Heißgetränks kostet im Einkauf etwa einen Euro, im Ausschank aber umgerechnet mehr als zehn.

Von diesem einträglichen Geschäft der Weihnachtsmärkte profitieren auch SPD-Mitglieder und Funktionäre aus dem Distrikt Heiligengeistfeld im Bezirk Mitte. In diesem Distrikt der Sozialdemokraten mit 24 Mitgliedern haben sich vor allem Schausteller zusammengeschlossen. Einer von ihnen ist Benno Fabricius. Der City-Ausschuss des Bezirks Mitte hat ihm und seinem Partner für fünf Jahre den Zuschlag für den Weihnachtsmarkt auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz erteilt. Auf dem Jungfernstieg richtet die RSW Veranstaltungs GmbH den Weihnachtsmarkt aus. Die Geschäftsführer der Firma sind Helmuth Schultze, Vize-Vorsitzender des Distrikts Heiligengeistfeld, außerdem Hans-Werner Rüth, Beisitzer im Distritkvorstand und Thomas Wefer, ebenfalls SPD-Mitglied.

Daneben ist das Trio auch für den Weihnachtsmarkt auf der Fleetinsel verantwortlich. Hier gab es keine Ausschreibung, weil es ein Privatgelände ist. Schausteller Rüth ist unterdessen auf dem Weihnachtsmarkt am Gänsemarkt als Mitveranstalter aktiv. Im vergangenen Jahr hat die RSW GmbH gemeinsam mit Uwe Bergmann von der uba GmbH auch den Zuschlag für das Alstervergnügen für zunächst fünf Jahre bekommen.

Auf Abendblatt-Anfrage haben Wefer, Rüth und Schultze "aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens" ein persönliches Gespräch über ihre vielfältigen Geschäfte abgelehnt. In einer Mail von Wefer heißt es: "Wir können ihnen jedoch mitteilen, dass wir uns an öffentlichen Ausschreibungen für Veranstaltungen bewerben, Die Vergabe erfolgt durch die Behörden beziehungsweise Beratergremien, Interessengemeinschaften und Citymanagement." Wie gut die Beziehungen der Genossen untereinander sind, zeigt auch, dass die SPD Hamburg-Mitte traditionell im Festzelt auf dem von der RSW betriebenen Fleetinsel-Weihnachtsmarkt ihre Weihnachtsfeier begeht. Wenn es um die Vergabe von attraktiven Veranstaltungsflächen in der Innenstadt geht, dann entscheidet der City-Ausschuss. Zunächst gibt es eine Ausschreibung, ein Auswahlgremium sichtet dann die Konzepte der Bewerber und gibt schließlich eine Empfehlung an den City-Ausschuss. Der Ausschussvorsitzende Dirk Sielmann, ist zugleich auch Vorsitzender des Ortsverbandes Heiligengeistfeld.

Sielmann hatte sich bei der Abstimmung im City-Ausschuss, als über die Vergabe des Alstervergnügens und des Weihnachtsmarkts auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz entschieden wurde, beteiligt. Sielmann legt allerdings Wert darauf, in den Auswahlgremien, die die einzelnen Konzepte geprüft hatten und schließlich eine Empfehlung an den Ausschuss gaben, nicht beteiligt gewesen zu sein.

Mit der Vergabepraxis wird sich eine Kleine Anfrage an den Senat des Grünen Anjes Tjarks beschäftigen: "Die Vergabe der öffentlichen Veranstaltungsflächen im Bezirk Mitte muss ganz genau unter die Lupe genommen werden", sagte Tjarks. Für ihn ist der Begriff "Roter Filz" in dem Zusammenhang eine "verharmlosende Beschreibung".

Aber im Bezirk Mitte haben nicht nur die Sozialdemokraten profitiert, sondern auch eine CDU-Funktionärin: Die Fläche an der Petrikirche, auch hier wurde die Entscheidung vom City-Ausschuss getroffen, erhielt Alfons Zerbe. Er ist inzwischen der Lebensgefährte von Katja Dieckmann (CDU). Die Schaustellerin ist zudem stellvertretende Vorsitzende des City-Ausschusses und arbeitet nun nach eigenen Angaben als Eventmanagerin auf dem Weihnachtsmarkt von Zerbe. Im Abendblatt-Gespräch räumt Dieckmann ein: "Das wirkt vielleicht alles etwas komisch, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen." An sämtlichen Abstimmungen im Zusammenhang mit der Weihnachtsmarktvergabe, habe sie sich nicht beteiligt, sagte Dieckmann weiter. Doch selbst eigene Parteifreunde sind nicht begeistert: "Ich hätte mir von Frau Dieckmann mehr Fingerspitzengefühl gewünscht", sagt Jörn Frommann, CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte.

Der Bezirk Mitte verdient gut an der Vergabe von Veranstaltungsflächen. Allein 2011 wurden mit der Vermietung der Weihnachtsmarktflächen 338.905 Euro eingenommen. Welche Gebühren auf den einzelnen Flächen gezahlt werden müssen, wollte das Bezirksamt nicht mitteilen. Auch nicht, was die Veranstalter beim Alstervergnügen an den Bezirk zahlen müssen. Fest steht, sie können die Flächen dann an einzelne Stände vermieten und sind in der Preisgestaltung frei.