Zwischen Weihnachten und Neujahr schließen zahlreiche Firmen aus der Hamburger Industrie ihre Werke. Gewerkschaften begrüßen den Trend.

Hamburg. Für Tausende Hamburger Beschäftigte endet das Arbeitsjahr bereits am kommenden Wochenende. Denn zahlreiche Firmen aus der Hamburger Industrie schließen zwischen Weihnachten und Neujahr ihre Werke. Die Mitarbeiter können in dieser Zeit Urlaub nehmen oder ihre Überstunden abbummeln. In vielen Unternehmen ist diese Zwangspause bereits Tradition.

"Wir arbeiten seit Jahren nicht während dieser Zeit", heißt es beim Hamburger Elektronikspezialisten Pfannenberg. Rund 200 Mitarbeiter dürfen zu Hause bleiben. "Inhaber Andreas Pfannenberg verpflichtet damit seine Beschäftigten zum Entspannen und möchte, dass sie die Zeit nutzen, zur Ruhe zu kommen und durchzuatmen, um dann frisch und erholt ins neue Jahr zu starten", so eine Firmensprecherin.

Andere Arbeitgeber entscheiden je nach Lage. So auch der Nivea-Hersteller Beiersdorf. Während 2011 durchgearbeitet wurde, steht nun bereits seit Mittwoch die Produktion im Hamburger Werk still. Nur wenige der Beschäftigten müssen arbeiten, weil der Konzern die Zeit für betriebsnotwendige Tätigkeiten wie etwa die Inventur und für eine Systemumstellung in der Produktion nutzt.

Die Gewerkschaften begrüßen den Trend. "Wenn die Pause als Resultat von betrieblichen Regelungen vereinbart wurde, ist das in Ordnung", sagt Heiko Messerschmidt, Sprecher der Gewerkschaft IG Metall. "Gerade zum Jahresende verhalten sich viele Kunden der Hamburger Unternehmen bei Bestellungen von Waren zögerlich", sagt Jan Eulen, Hamburger Chef der Chemie-Gewerkschaft IG BCE.

Beim Granulathersteller Albis Plastic bleiben 450 Beschäftigte zwischen den Jahren zu Hause. Auch beim Gabelstaplerhersteller Jungheinrich haben die 490 Mitarbeiter in der Verwaltung in Wandsbek vom kommenden Montag an frei. Im Werk in Norderstedt müssen laut Jungheinrich-Sprecher Markus Piazza allerdings rund 300 Beschäftigte aus dem Kundendienst auch nach den Weihnachtstagen präsent sein. Die restlichen tausend Beschäftigten in der Produktion haben frei. Mitbewerber Still mit mehr als 2000 Mitarbeitern in der Stadt legt die Maschinen ebenfalls still, nur in der Verwaltung wird gearbeitet. Bei Trimet Aluminium, Aurubis und dem Hamburger Stahlwerk müssen die Mitarbeiter zwischen den Jahren arbeiten. Eine Unterbrechung der Produktion wäre technisch sehr anspruchsvoll. "Wir fahren voll durch", sagte Werksleiter Jörg Prepeneit.

Frei haben hingegen die Mitarbeiter im Mercedes-Werk in Harburg. "Die Maschinen stehen über die Feiertage still", sagte eine Daimler-Sprecherin. Bundesweit lässt der Konzern seine Produktionsstätten sogar länger ruhen als im vergangenen Jahr. Die meisten Werke blieben zwei Wochen lang geschlossen, kündigte der Konzern bereits an. Mit der gedrosselten Produktion reagiert der Autobauer auf die nachlassende Konjunktur.

Auch einigen Hamburger Firmen dürfte die Zwangspause zwischen den Jahren besonders gelegen kommen. "Die Lage in der Wirtschaft hat sich auch in der Hansestadt abgeschwächt", sagt Michael Bräuninger, Forschungsdirektor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Zwar sei die norddeutsche Metropole derzeit nicht so stark von der nachlassenden Konjunktur betroffen wie andere Regionen etwa in Nordrhein-Westfalen oder Süddeutschland. Aber Hamburg könne sich auch nicht den Folgen der Euro-Krise entziehen. Das Forschungsinstitut erwartet für das kommende Jahr in Deutschland nur noch ein Wirtschaftswachstum von einem halben nach 0,75 Prozent in diesem Jahr.