Schulleiter hatten auf die ihrer Ansicht nach problematische Lage hingewiesen. Mehr als Hälfte der Drittklässler auf “Erstklässler-Niveau“.

Hamburg. Schulsenator Ties Rabe (SPD) rechnet im Fall der 14 Schulen in Wilhelmsburg und auf der Veddel nicht mit schnellen Lösungen der Probleme. Wie berichtet, soll es in der kommenden Woche ein erstes Gespräch zwischen Norbert Rosenboom, dem Leiter des Amtes für Bildung, und den Schulleitern geben. "Aber für diese Fragen gibt es keine schnellen Rezepte. Deshalb brauchen wir auch Geduld und einen langen Atem", sagte Rabe. "Die sozialen Probleme der Stadt sind nicht neu und wir lösen sie auch nicht in wenigen Wochen."

Die 14 Schulleiter hatten in einem sechsseitigen Brandbrief an Rabe auf die ihrer Ansicht nach hochproblematische Lage ihrer Standorte hingewiesen. Mehr als die Hälfte der Drittklässler hätten nur "Erstklässler-Niveau". Sehr viele der Kinder, die zu 80 bis 90 Prozent aus Migrantenfamilien stammten, beherrschten "weder die eigene Muttersprache noch Deutsch in Schrift und Sprache ausreichend".

"Es geht nicht nur um Wilhelmsburg. In einigen sozial benachteiligten Stadtteilen haben Kinder Lernrückstände von einem bis eineinhalb Jahren", betonte der Schulsenator. Die Kinder stammten oft aus bildungsfernen Elternhäusern, "können sich schlecht konzentrieren, sind extrem zappelig und emotional wenig stabil".

Allerdings sei auch schon viel geschehen. "Verglichen mit 2007 haben Hamburgs Schulen heute rund 1800 Pädagogen mehr - gerade in sozialen Brennpunkten", sagte Rabe. Die Wirkung dieser Verbesserungen brauche jedoch Zeit. "Für bestimmte Schulen werden wir weitere Maßnahmen prüfen", kündigte der SPD-Politiker an.

Eine wissenschaftliche Untersuchung soll im kommenden Jahr die vorschulische Sprachförderung unter die Lupe nehmen. Denkbar seien zusätzliche Maßnahmen wie spezielle Fortbildungen für Lehrer in sozialen Brennpunkten und veränderte Lehrpläne. Um Eltern von der Bedeutung schulischen Lernens für ihre Kinder zu überzeugen, setzten einzelne Schulen bereits jetzt auf aktive Elternvertreter oder Elternlotsen. "Schule ist überfordert, wenn sie künftig auch noch Eltern erziehen müsste", sagte Rabe.