Sechs Kandidaten, die Mut und Einsatz gezeigt haben, treten an. Teil 4: Die 61-Jährige setzte sich für eine abgeschobene Familie ein.

Hoya . Wer ist Ihr "Held" des Jahres? Das Hamburger Abendblatt, NDR Info und drei große norddeutsche Tageszeitungen ("Hannoversche Allgemeine", "Ostsee-Zeitung" und "Kieler Nachrichten") suchen den "Helden des Nordens 2012". Dabei geht es um die Würdigung von Männern und Frauen, die sich für eine gute Sache besonders engagiert, Mut und Einsatz gezeigt haben oder mit ihrer kreativen Idee neue Wege gegangen sind. Wir stellen täglich einen der sechs Kandidaten vor.

Eine ausgeprägte soziale Ader hatte Renate Paul schon immer. Sie arbeitet im Kirchenvorstand, leitet ehrenamtlich die Diakonie und die Sozialstation in Hoya. Seit Kurzem engagiert sich die 61-Jährige auch in der Jugendarbeit. "Ich bin kein Kaffeeklatsch-häkel-Typ. Ich muss einen Sinn in dem sehen, was ich tue", sagt die gebürtige Ostfriesin.

Den sieht Paul in ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Das Leben habe es stets gut mit ihr gemeint, deshalb sehe sie es als ihre Pflicht an, Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht.

Wenig verwunderlich erscheint da Pauls hingebungsvoller Einsatz im Abschiebedrama um die Hoyaer Familie Nguyen. Diese war im November 2011 nach 19 Jahren in Deutschland nach Vietnam abgeschoben worden. Nur die damals 20-jährige Tochter hatte bleiben dürfen. Die Vorgehensweise der Behörden hatte viele Menschen in Niedersachsen empört.

Die Menschen in Hoya organisierten sich, um der Familie zu helfen. Bei Paul liefen während dieser Zeit die organisatorischen Fäden zusammen. Sie führte Telefonate, schrieb Briefe und E-Mails, vereinbarte Treffen mit Behörden. "In einer solchen Situation entwickelt man Biss, Hartnäckigkeit und Ehrgeiz", sagt die 61-Jährige. Jeden zweiten Tag rief sie in Vietnam an und gab den Nguyens Anweisungen, um an Visa und Pässe zu gelangen. "Wir haben uns oft gestritten, weil sie zu bescheiden waren", erinnert sich die zweifache Mutter. Deshalb habe sie dem Ehepaar immer wieder energisch ins Gewissen geredet. Am Ende durfte die Familie nach Deutschland zurück. Das Erlebte hat Paul und die Nguyens zusammengeschweißt. "Wir sehen uns alle zwei Wochen und natürlich zu Geburtstagen", sagt die Kirchenvorsteherin. Dann gebe es immer leckeres vietnamesisches Essen in rauen Mengen: Vater Tuong koche leidenschaftlich gern.

Alle Informationen finden Sie unter abendblatt.de/helddesnordens