Ruinen sind seine Leidenschaft. Das Vergessene. Das Brüchige. Das Morbide. Was auch immer an Charme übrig geblieben ist - Stephan Reifenrath sieht das Besondere im Trümmerhaufen. Eine alte Wilhelmsburger Hinterhof-Klempnerei hat der Unternehmer, der "intelligente Häuser" plant, schon zum Firmensitz gemacht. Nun kaufte er mit einem Partner die baufälligen Rialto-Lichtspiele am Vogelhüttendeich. Das Kino, Baujahr 1913, soll im Sommer wieder bespielt werden. Ein Kino-Comeback auf der Elbinsel.

Wer nach 15 Jahren in Eppendorf den Sprung nach Wilhelmsburg wagt, wo Hamburg mehr Wedding als geleckte Puppenstube ist, pflegt den Bruch. "Ich steh auf das Raue hier", sagt der 45-Jährige. "Hier gibt es auch mal verbal auf die Fresse." Was ein erstaunlicher Satz ist für jemanden, der im puppenstubenartigen Bonn geboren wurde. Er fühle sich dem Arbeiter genauso verbunden wie dem Luxus, liebe die Widersprüche und das "echte Leben" in Wilhelmsburg. Zumindest bis sich alle zum Gentrifizieren im Stadtteil treffen.

Seit 2007 erlebt Reifenrath - Single, kinderlos - die Stadt vom Südufer aus. Gern mit eigenem Boot, 300 Stunden im Jahr. Der Rest seiner Geschichte sind Yamaha-Mopeds aus den 70ern und ein verkaufter Secondhand-Schallplattenladen an der Gärtnerstraße. Er mag halt das Alte, Vergessene.