Sanierung der Villa im Niendorfer Gehege kostet fast 900.000 Euro. Stadt kann zwischen Privatleuten und Institutionen als Betreiber wählen.

Niendorf. Der Steckbrief klang wenig einladend. Stark sanierungsbedürftiges Einzelhaus im Grünen abzugeben. Wohnnutzung: nicht möglich. Gewerbe: nein, danke! Reparaturkosten: etwa 870.000 Euro. So hat die Stadt nach Interessenten für die bröckelnde Mutzenbecher-Villa im Niendorfer Gehege gesucht. Aber wer will ein Haus, das nur "wald- und naturverträglich" betrieben werden kann?

Nun endete das sogenannte Interessenbekundungsverfahren für die Gründerzeit-Villa. Und fünf Bieter sind tatsächlich ernsthaft an dem exponiert gelegenen Landhaus interessiert, wie Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, bestätigt. Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich sowohl um Privatpersonen als auch um Institutionen. Jeder Bewerber musste ein Konzept vorlegen, wie das Haus künftig genutzt werden soll. Nun soll mit Bezirk und Denkmalschutz der beste Betreiber gesucht werden. Die Kulturbehörde freue sich über das Interesse, sagt Sprecher Enno Isermann.

Wäre es nach der Finanzbehörde gegangen, wäre das Backsteinhaus - um 1900 von Albingia- und Hamburg Mannheimer-Gründer Hermann Mutzenbecher als Sommerfrische in Auftrag gegeben - längst abgerissen worden. Doch der Denkmalschutz sieht in dem Gebäude "ein gut erhaltenes Zeugnis" der Stadtteilgeschichte, seit 2007 genießt es Denkmalstatus. Behilflich beim Schutz des Hauses war zudem der letzte Mieter der Villa, Marc Schlesinger. Er weigert sich seit Jahren auszuziehen und will das von der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga jahrelang vernachlässigte Haus vor dem Abriss retten. Mit Erfolg. Der Erhalt wurde bei Bezirksversammlungen zum Politikum.

Seitdem wird ein Konzept gesucht, das einerseits den Erhalt sichert und andererseits dem Umfeld des Niendorfer Geheges gerecht wird. Es gab Bemühungen, das Haus im öffentlichen Interesse zu erhalten. Schon 1995 kündigte die Saga eine Instandsetzung an. Es blieb bei der Absichtserklärung. 2003 wurden von der Stadt Sanierungskosten in Höhe von knapp 600.000 Euro veranschlagt, ohne Finanzierungsplan. Andere Konzepte wie Kita oder Waldjugend gelangten nie zur Planungsreife.

Deshalb bröckelt der Bau vor sich hin. Morbider Charme umweht das Haus. Gerade erst hatte das Team der NDR-Serie "Der Tatortreiniger" das Haus als Drehort entdeckt. Nicht zum ersten Mal. Schon des Öfteren wurden dort Filme gedreht. Zuletzt durften Studierende der HafenCity-Universität (HCU) ans Gemäuer. Sie untersuchten die erstaunlich intakte Bausubstanz.

Nun, mit fünf Interessenten, könnte die Stadt dem Erhalt ein wenig näher gekommen sein. Einen Zeitplan für die Entscheidung über den Zuschlag wollte Finanzbehördensprecher Daniel Stricker nicht vorgeben. Aber im Laufe des nächsten halben Jahres soll der- oder diejenige Gewissheit haben. Es wird ein Erbbaurecht von 50 Jahren bewilligt. Art der Nutzung: noch offen.