Hund wärmt die 22-Jährige in der Fischbeker Heide. Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr durchkämmt Gebiet. Rettung nach drei Stunden.

Fischbek. Es war zappenduster und bitterkalt, kein Mensch war weit und breit zu sehen. "Was für ein Horrorerlebnis", sagte Nadine Hinzmann. Mit Schrecken erinnert sich die 22-Jährige an den vergangenen Freitagnachmittag. Beim Spaziergang durch die Fischbeker Heide war die junge Frau bei Temperaturen von minus vier Grad ausgerutscht und konnte nicht mehr laufen. Drei Stunden musste sie in der Eiseskälte ausharren.

Die Hausfrau aus Harburg (ein Sohn, 3) will am Freitag mit ihrem Husky Inu, 8 Monate, eine Runde durch die Fischbeker Heide drehen. Am Kiesbarg stellt sie ihren Wagen ab, betritt mit Inu das 773 Hektar große Naturschutzgebiet. Doch die 22-Jährige kennt sich nicht allzu gut aus in der Fischbeker Heide und verläuft sich im Wald. Beim Sturz über eine Baumwurzel verliert sie den Halt, knallt mit Kopf und Hüfte auf den harten Boden. "Danach war ich komplett bewegungsunfähig." Langsam wird es finster - und immer kälter. Unter Schmerzen wählt Nadine Hinzmann die 112. Doch weil sie nicht weiß, wo sie ist, kann sie den Beamten nur ihren ungefähren Standort nennen.

Auf der Suche nach Nadine Hinzmann durchkämmt ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei das Waldgebiet: ein Hubschrauber aus Hannover, der mit Scheinwerfern den Boden ausleuchtet, rund 40 Beamte, 24 Polizeihunde, Feuerwehrleute. Insgesamt 84 Rettungskräfte. Die Zeit drängt. Jede Minute länger in der Kälte bringt die 22-Jährige dem Erfrierungstod näher. "Immerhin hatte ich Empfang, und auch der Akku meines Handys hielt durch", sagt Nadine Hinzmann. Fast die ganze Zeit über steht sie mit der Polizei telefonisch in Kontakt. Sie hört den Hubschrauber, wie er mehrmals über ihr kreist. Sie sieht das Blaulicht der Streifenwagen. Mal sind die Geräusche und die Lichter näher, dann wieder weiter weg. Nadine Hinzmann bekommt Panik. "Ich hatte Angst, es wurde ja immer kälter", sagt die junge Frau.

Zwar legt sich ihr Husky auf sie, um sie zu wärmen. Doch die frostige Kälte fordert ihren Tribut: Zweimal verliert die junge Frau das Bewusstsein. "Ich wurde erst wieder wach, als Inu mich mit seinen Pfoten gekratzt hat." Beim zweiten Mal wacht sie auf, weil der Polizist am anderen Ende der Leitung sie regelrecht anbrüllt. Indem sie den Beamten beschreibt, aus welcher Richtung die Geräusche kommen, kann die Polizei ihren Standort immer weiter einengen. Um 19.20 Uhr finden die Retter die junge Frau. Nadine Hinzmann wird mit einer geprellten Hüfte und einer Gehirnerschütterung in die Asklepios Klinik Harburg eingeliefert. Zwei Tage nach der Rettung aus dem Eis geht es ihr deutlich besser. Sie sei ihren Rettern, aber auch ihrem aufmerksamen Hund Inu sehr dankbar, sagt sie. "Das Weihnachtsfest wird in diesem Jahr auf jeden Fall ein ganz besonderes für mich."