Stephan Schmidt, Schleswig-Holsteins Berater für Flüchtlings- und Asylfragen, ist ein Menschenfreund. Das hat für ihn auch negative Folgen.

Stephan Schmidt ist der Beauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes Schleswig-Holstein. Er ist 71 Jahre alt und macht diesen Job seit 2011 ehrenamtlich. Schmidt wurde einstimmig von allen Parlamentariern des Schleswig-Holsteinischen Landtags für sechs Jahre gewählt. Stephan Schmidt hat sein Büro in Kiel. Er teilt es sich mit einem Juristen und einer Sekretärin.

Was macht eigentlich ein Beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen? Er berät die Politiker des Landtags und der Regierung zu den Problemen der Flüchtlings- und Asylpolitik und vertritt dabei auch seine persönliche Meinung zu diesen Themen. Wie kommt man dazu, sich so sehr für dieses Thema zu engagieren?

Stephan Schmidt lernte 2003 Elias Bierdel, den damaligen Vorsitzenden der Hilfsorganisation Cap Anamur, kennen. Bierdel bat Schmidt um Hilfe beim Umbau eines Schiffes zu einem Hospitalschiff. Schmidt, der damals noch Dozent für Schiffssicherheit an der Schleswig-Holsteinischen Seemannsschule war, willigte ein. Nachdem der Umbau fertiggestellt war, übernahm Stephan Schmidt als Kapitän das Kommando der "Cap Anamur". Im Mittelmeer halfen er und die Crew in Not geratenen Boatpeople. Nach einem halben Jahr wurde Stephan Schmidt in Italien wegen "Beihilfe zur illegalen Einreise in einem besonders schweren Fall" angeklagt und inhaftiert. Die "Cap Anamur" hatte 37 afrikanische Bootsflüchtlinge aufgelesen. Fünf Tage saß Stephan Schmidt mit Elias Bierdel und seinem damaligen Ersten Offizier Vladimir Daschkewitsch in Haft. Schmidt beschreibt diese Zeit als ungewohnt, es sei genauso gewesen "wie im Kino, mit dicken Gitterstäben", und doch wurden sie von anderen Insassen und Wärtern nicht wie Verbrecher, sondern wie Helden behandelt. Froh darüber, dass er nicht zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde, beschloss Stephan Schmidt, sich mehr für Flüchtlinge einzusetzen. Ein besonderes Anliegen ist ihm, für Rechtssicherheit für die Nothelfer zu sorgen. Es könne ja nicht sein, dass jemand, der Menschenleben rettet, dafür bestraft wird, sagt Schmidt

Für sein Engagement wurde Stephan Schmidt 2006 mit dem Menschenrechtspreis der Stiftung ProAsyl und 2009 der Carl-von-Ossietzky-Medaille geehrt.

Viele Menschen reagieren abweisend auf Flüchtlinge und Asylanten, weil sie durch ein Misstrauen vor Unbekannten geleitet werden. Zudem heizen Medien die Stimmung an, indem sie es so darstellen, also drohe durch die Flüchtlinge eine Überfremdung des eigenen Landes. Schmidt sieht das ganz anders. Er sieht in den Boatpeople nur die Menschen in Not. Stephan Schmidt unterstützt Borderline-Europe. Borderline-Europe ist eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Situation an der EU-Außengrenze konstant zu beobachten. Sie erstellt Dokumentationen und Publikationen zu dem Thema, mit dem Ziel zu informieren, ein europäisches Netzwerk aufzubauen und Initiativen zur humanitären Hilfe an den Grenzen zu unterstützen. Auf der Website www.borderline-europe.de gibt es weitere Infos.