Ein Kommentar von Bastian Henrichs

Vor zehn Jahren wurde Márcio Amoroso mit 18 Saisontreffern Torschützenkönig (zusammen mit Martin Max), Giovane Élber erzielte 17 Tore, Aílton 16, Marcelinho traf 13-mal. Vier Brasilianer unter den besten zehn Torschützen der Bundesliga.

Aktuell sieht das anders aus: Nicht einen brasilianischen Nationalspieler gibt es in der Bundesliga, in Spanien dagegen fünf, in England vier. Neun spielen in der heimischen Liga, deren Vereine mittlerweile in der Lage sind, finanziell attraktive Angebote zu machen - oder die Ablösesummen so in die Höhe zu treiben, dass niemand mehr bereit ist, diese zu zahlen. Jüngst legte der FC Santos die Transfersumme für den 16-Jährigen Gabriel Barbosa fest: 50 Millionen Euro! In Deutschland ist kein Klub in der Lage, auch nur annähernd derartige Summen für ein Talent zu bezahlen, von dem keiner weiß, ob es sich fernab der Heimat zurechtfindet. Negativbeispiele gibt es genug, nicht nur beim HSV.

Es gibt zwar noch Naldo, Dante oder Firminho, die besten Talente allerdings, Neymar, Oscar, bleiben in Brasilien oder sichern sich Verträge bei finanzstärkeren Vereinen in Europa. Bei den Oligarchen in Russland und der Ukraine tummeln sich Samba-Kicker wie Bienen um den Honig.

Die Bundesliga hat sich derweil ein pflegeleichteres und kostengünstigeres Äquivalent zugelegt: den Japaner. Technisch ähnlich hochbegabt, sehr viel disziplinierter und demütiger dribbeln sich die Kiotakyes und Inuis durch die Liga, nachdem Shinji Kagawa dem BVB Titel und volle Kassen einbrachte. Die Zeit der großen Brasilianer in der Bundesliga ist vorbei.