Ab Mitte 2013 haben auch ein Jahr alte Kinder Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Sozialsenator Scheele zieht positive Bilanz.

Hamburg. Die Hansestadt treibt den Ausbau von Krippen und Kitas weiter voran. Doch mit der Zahl der betreuten Kinder steigt auch der Bedarf an geeigneten Erziehern. Allein im kommenden Jahr müssen rund 400 Vollzeitstellen zusätzlich besetzt werden, teilte gestern die Sozialbehörde mit. Eine der Ursachen ist der Rechtsanspruch ab Sommer 2013 auf einen Krippenplatz schon vom ersten Lebensjahr an.

"Alle Kinder sollen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft gleiche Chancen beim Start ins Leben haben", sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). "Ein früh einsetzendes, qualitativ hochwertiges Förderangebot in einer Kita ist die beste Basis gegen Altersarmut und für einen erfolgreichen Bildungsweg."

Schon seit Sommer dieses Jahres gilt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz vom zweiten Lebensjahr an. Dadurch stieg die Zahl der betreuten Krippenkinder (bis drei Jahre) in Hamburg von gut 14 400 im Jahr 2011 auf derzeit rund 20 300. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren wurden in dieser Altersgruppe nur knapp 7300 Kinder in einer Krippe betreut.

Auch die Zahl der Kinder im sogenannten Elementarbereich, also von drei Jahren bis zum Schuleintritt, wächst. Heute haben 52 100 Kinder einen Platz in einer Kita, einer Kindertagespflege oder einer Vorschulklasse. Im vergangenen Jahr waren es erst gut 49 600 Kinder. Vor zehn Jahren hatten nur 43 700 Kinder einen Kita-Platz. Parallel dazu wuchsen auch die Ausgaben. Im Bereich der Kitas und der Kindertagespflege werden in diesem Jahr 475 Millionen Euro ausgegeben. In den beiden kommenden Jahren steigen die Ausgaben um 42 beziehungsweise 45 Millionen Euro.

Scheele sagte, dank des gut ausgebauten Kita-Angebots könnten Eltern Familie und Beruf problemlos miteinander vereinen. Von besonderer Bedeutung sei das sogenannte Kita-Plus-Programm. Dieses startet Anfang 2013. Dann sollen 280 Einrichtungen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Kinder mehr Personal erhalten. Den zusätzlichen Bedarf gibt die Behörde in diesem Bereich mit etwa 300 Stellen an. Sie setzt darauf, dass Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten aufstocken. Heute arbeiten zwei Drittel der Kita-Fachkräfte in Teilzeit. Sie sollen jetzt laut Scheele motiviert werden, eine Vollzeitstelle anzunehmen. Weitere 100 Stellen müssen wegen des Rechtsanspruchs von ein Jahr alten Kindern neu besetzt werden.

Scheele zeigte sich zuversichtlich, dass der zusätzliche Bedarf an pädagogischem Personal rechtzeitig gedeckt werden kann. Dazu beitragen sollen Programme wie berufsbegleitende Maßnahmen zur Umschulung oder Ausbildungsoffensiven. So wird das Ausbildungsjahr 2014/15 laut Scheele einen doppelten Abschlussjahrgang hervorbringen.

Der Senator sagte, Hamburg sei bei der Schaffung von Krippenplätzen Spitzenreiter der westdeutschen Bundesländer. So werden in der Hansestadt 35,8 Prozent der unter Dreijährigen in Krippen betreut. Der Bundesschnitt liegt bei 27,6 Prozent. Die neuen Bundesländer kommen allerdings auf eine Quote von 51,1 Prozent.

Grundsätzliche Zustimmung zur Krippen- und Kita-Bilanz kommt von den Grünen. Deren familienpolitische Sprecherin Christiane Blömeke sagte, Hamburg müsse aber auch Spitzenreiter bei der Kita-Qualität werden. In ihrem Antrag zum Haushaltsplanentwurf fordern die Grünen zusätzlich 45 Millionen Euro - etwa für mehr Personal in Krippen. Mehr Qualität fordert auch FDP-Politiker Finn-Ole Ritter: "Das vor zehn Jahren unter maßgeblicher FDP-Beteiligung eingeführte Kita-Gutscheinsystem funktioniert. Nun aber müssen adäquatere Gruppengrößen, mehr familienfreundliche Öffnungszeiten und ein Kita-TÜV kommen."