Hamburger MPC Capital informiert Betroffene heute im CCH. Zehntausende investierten rund 5,6 Milliarden Euro. Rendite kaum einzuhalten.

Hamburg. Angepriesen wurden die Fonds als gutes Geschäft. Lebensversicherungen, die wegen Arbeitslosigkeit oder Scheidung vorzeitig verkauft werden mussten, sollten Anlegern eine Rendite von sechs bis acht Prozent bringen. Doch daraus wird jetzt nichts. Statt Rendite drohen sogar Verluste von bis zu 40 Prozent des eingezahlten Geldes, vielleicht sogar noch mehr. Im CCH treffen sich deshalb heute enttäuschte Anleger, um vom Hamburger Fondsinitiator MPC Capital zu erfragen, was ihre Anlagen in Lebensversicherungen aus zweiter Hand in den nächsten Jahren noch einbringen werden. Manche Fonds laufen noch bis zum Jahr 2022.

MPC hat zu dieser Informationsveranstaltung geladen. "Warum weicht das erwartete wirtschaftliche Ergebnis der Fondsgesellschaft so stark vom Prospekt ab?", heißt es in der Einladung an die Anleger, die dem Abendblatt vorliegt. "Die Lage für die Anleger ist besorgniserregend", sagt Petra Brockmann, Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht der Kanzlei Hahn Rechtsanwälte. Sie vertritt rund 150 Anleger, die sich falsch beraten fühlen. "Ein Drittel der Mandanten hat MPC-Fonds", sagt Brockmann. Fachanwalt Jens-Peter Gieschen von der Kanzlei für Wirtschafts- und Anlagerecht Ahrens & Gieschen (KWAG) zählt 120 MPC-Anleger bei insgesamt 300 Fällen zu geschlossenen Fonds mit Lebensversicherungen. "Die Lebensversicherungen haben sich schlechter entwickelt als geplant", sagt MPC-Sprecher Michael Benninghoff. "Deshalb blieben die bisherigen Auszahlungen hinter den Prognosen zurück." Nach den Schiffsfonds gerät damit eine weitere Anlageklasse der geschlossenen Fonds in Schieflage. MPC hat nach einer Aufstellung von KWAG zwischen 2002 und 2007 insgesamt 15 solcher Fonds aufgelegt, in die Anleger mehr als 700 Millionen Euro investiert haben, und gilt damit als einer der führenden Anbieter bei Fonds mit Lebensversicherungen.

Auch andere Hamburger Anbieter wie König & Cie oder Lloyd Fonds haben diese Produkte verkauft. Insgesamt haben Sparer 5,6 Milliarden Euro in diese Fonds investiert. Verkauft wurden die Produkte über Banken wie die frühere SEB-Bank, Commerzbank und Sparkassen, darunter auch die Hamburger Sparkasse. "Der Fonds MPC Leben Plus Spezial II wurde ausschließlich im gehobenen Privatkundengeschäft angeboten", bestätigt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg.

Wie läuft das Geschäft? Nur jeder zweite Versicherte kann seine Lebensversicherung bis zum Ende der Laufzeit bezahlen. Wer kündigt, erhält von der Versicherung nur den sogenannten Rückkaufswert zurück. Aufkäufer von Versicherungen wie Cash Life AG boten den Versicherten jedoch einen höheren Preis an und verkauften einige Policen dann wiederum an Fondsgesellschaften weiter. Die Policen wurden zu Fonds gebündelt, in die Anleger ab 10 000 Euro investieren konnten. Die Fondsgesellschaften zahlen dann die Prämien weiter und kassieren im Todesfall oder bei Ablauf die vollständige Ablaufleistung.

"Bankberater haben ihren Kunden die Fonds als Festgeldersatz verkauft, genauso sicher, aber besser verzinst", erläutert Gieschen. Eine solche Behauptung gelte jedoch nachweislich als Falschberatung, die in der Regel zu Schadenersatz berechtigt. Der von der Haspa verkaufte Fonds hat seit seiner Platzierung 2004 an die Anleger insgesamt elf Prozent ausgeschüttet, sagt von Carlsburg. Die Niedrigzinsphase mache den Lebensversicherungen zu schaffen. Der Fonds läuft noch fünf Jahre. Damit die Anleger ihr eingezahltes Kapital plus den Ausgabeaufschlag zurückbekommen, müsste die Ausschüttung mindestens 105 Prozent betragen. Eine Rendite ist dann jedoch immer noch nicht erreicht.

Die durchschnittliche laufende Verzinsung der Lebensversicherungen sank von 7,41 im Jahr 1995 auf 3,87 Prozent 2012. Im nächsten Jahr dürfte sie nochmals sinken, erwarten Experten. Damit sinken auch die Ablaufleistungen, die dem Fonds zufließen. "Eine solche Entwicklung war zum Zeitpunkt der Fondskalkulation nicht vorhersehbar", sagt Benninghoff. Die Fonds von MPC haben nicht nur in deutsche, sondern auch in britische Policen investiert. Bei diesen Fonds haben die Anleger zum Teil noch gar keine Ausschüttung bekommen. "Da die britischen Versicherer einen höheren Aktienanteil haben, hat die Finanzkrise hier deutlich durchgeschlagen", sagt Jens-Peter Gieschen. "Außerdem gibt es bei diesen Policen keinen Garantiezins wie in Deutschland."

Anwalt Gieschen kritisiert aber auch die hohe Fremdfinanzierung der Fonds von bis zu 70 Prozent. "Wenn die Zinsen höher sind als die Rendite der Policen, geht das ganze Konzept nicht auf." Die meisten Fonds wurden in den Jahren 2004 bis 2007 aufgelegt. Da war das Zinsniveau für Kredite noch wesentlich höher als jetzt. Einen weiteren Grund für die schlechte Entwicklung der Fonds sieht Gieschen in den hohen Weichkosten der Fonds. Das sind Gelder, die nicht direkt in die Policen fließen, sondern etwa für die Vermittlung von Krediten ausgegeben werden. "Die Fonds haben sich vor allem als Gelddruckmaschine für Fondsgesellschaften und Banken erwiesen", sagt Jens-Peter Gieschen. MPC weist das zurück.

"Die Weichkosten sind in den Prospekten detailliert ausgewiesen und liegen bei einem branchenüblichen Niveau", entgegnet Benninghoff. Der MPC-Sprecher geht davon aus, dass die Anleger zwischen 63 und 134 Prozent des eingezahlten Kapitals zurückerhalten. Anwältin Brockmann bleibt skeptisch: "Viele Prognosen, die den Anlegern jetzt für ihre Fonds unterbreitet werden, sind noch zu optimistisch."