Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Nun wird Sebastian Vettel an diesem Sonntag auch schon 100 Formel-1-Rennen alt. Der nette Junge aus Heppenheim, der mal mit Mehrtagebart, mal mit verwegener Haartolle versucht, etwas erwachsener auszusehen, hat etwas geschafft, das nur ganz wenigen Stars der Vollgasbranche vergönnt ist. Hundertmal das Stahlgewitter eines Grand Prix zu überstehen (und zu überleben), das ist nicht mal ganz großen Heroen wie Jackie Stewart, James Hunt oder Jim Clark gelungen.

Über Sinn und Unsinn der motorsportlichen Übung mag man streiten. Sicher ist aber, dass einem Rennfahrer über 300 Kilometer fast zwei Stunden lang bei ununterbrochener Konzentration Höchstleistungen abverlangt werden: irrwitzige Beschleunigungen, Nahkampf zwischen den Leitplanken, Querbeschleunigungen vom Vierfachen des Körpergewichts und mehrere Liter Flüssigkeitsverlust. Das alles hat Sebastian Vettel in gerade mal fünf Jahren hundertmal bewältigt, ist dabei 26 500 Kilometer weit gefahren, zwei Drittel des Erdumfangs.

Lohn der Angst ist jener Preis, den nur einer der 24 Fahrer am Ende gewinnen kann und den Vettel am Sonntag schon zum dritten Mal einfahren will: der dritte Weltmeistertitel. Als "Baby-Schumi" war er 2007 angetreten. Jetzt ist er längst "Super-Seb".