Eine Glosse von Tino Lange

Ein Viertel im Viertel, das es eigentlich nicht geben sollte: Das ist das im Volksmund und in zahlreichen Immobilienanzeigen sogenannte Komponistenviertel in Barmbek-Süd. Angeregt durch die Wagnerstraße wurden von 1877 an zahlreiche Straßen im Quartier nach Komponisten benannt, von denen manche offenkundig sind (Mozartstraße, Beethovenstraße), manche aber erst durch Nachschlagen ihre Herkunft offenbaren. Wer weiß noch, dass die Stradellakehre an der Flotowstraße ihren Ursprung der im Jahr 1844 in Hamburg uraufgeführten Oper "Alessandro Stradella" von Friedrich von Flotow verdankt? Dass die Ortrudstraße von einer Figur in Richard Wagners "Lohengrin" inspiriert wurde?

So bot die Recherche beim Besuch der willkürlich über das Viertel verteilten "musischen" Straßen immer wieder Überraschungen. Die größte war allerdings der eigentliche Ursprung des Komponistenviertels: Die parallel zur Richardstraße durch Barmbek-Süd und Eilbek verlaufende Wagnerstraße wurde nämlich gar nicht nach Richard Wagner benannt, sondern nach einem heute längst vergessenen und wahrscheinlich eher unmusikalischen Hamburger Grundeigentümer: Hans Heinrich David Wagner. Aha!