Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Die deutsche Nationalmannschaft spielt in Hamburg gegen den Europameister, die Arena ist ausverkauft, Spannung garantiert. Wenn das kein Quotengarant für das Fernsehen ist! Doch leider handelt es sich "nur" um ein Wasserball-Länderspiel. Deutschland gegen Serbien ist zweifellos ein sportlicher Höhepunkt des Jahres - doch nach TV-Bildern wird man wieder einmal vergebens zappen.

Was waren das für Zeiten, als Adolf Furler in der guten alten "Sportschau" den Wasserball-Klassiker zwischen Roter Erde Hamm und Würzburg 05 (nicht Schalke!) ansagte, als die tschechischen Radball-Brüder Jan und Jindrich Pospisil serienweise Weltmeister wurden, als Eberhard Schöler und Wilfried Lieck um Tischtennispokale schmetterten, die Ringer aus Köllerbach und Schifferstadt Kräne und Brücken auf die Matte brachten und Hengste wie der legendäre Acatenango dank säckeweise eingesandter Postkarten zum Galopper des Jahres gekürt wurden. Eine Ära, in der die Arenen noch Volksparkstadion und Glückauf-Kampfbahn hießen.

Der moderne Sport tickt anders. Die Kameras stehen dort, wo das Geld (und die Quote) ist. Aus der "Sportschau" ist längst eine Fußballschau geworden. Live gibt es noch Formel 1 und Boxen, selten Tennis und Golf nur im Bezahlfernsehen. Selbst Sportarten wie Handball, Basketball und Eishockey müssen um ihren Platz auf der Mattscheibe kämpfen. Für die anderen bleibt nur die Nische.

Keine Frage, das Geschäft diktiert das (Fernseh-)Programm. Aber ein bisschen Nostalgie ist ja wohl erlaubt.