In der Hafenwirtschaft steigt offenbar die Nervosität. Stadt soll Umweltverbänden Zuschüsse streichen und dafür die Wirtschaft unterstützen.

Hamburg. Die Unternehmen der Hamburger Hafenwirtschaft gehen auf Konfrontationskurs zu den regionalen Umweltverbänden. Hintergrund ist die vorerst gestoppte Elbvertiefung und die wachsende Unsicherheit bei den Reedereien, die Hamburg mit immer größeren Frachtern anlaufen. Um die Schifffahrtsunternehmen wirtschaftlich zu entlasten, sollten die Hafenanlaufgebühren vorübergehend gesenkt werden, forderte gestern Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH).

Der Senat solle der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) die entgangenen Einnahmen ausgleichen: "Dazu könnten die Haushaltsmittel eingesetzt werden, die bislang den Natur- und Umweltschutzverbänden und der Stiftung zur Förderung des Lebensraums Elbe zugutekommen", sagte Bonz. Das sei als Vorschlag einer Gegenfinanzierung zu verstehen. Es gehe um einen Betrag in einer Größenordnung von jährlich rund 600. 000 Euro.

In der Hafenwirtschaft steigt offenbar die Nervosität. Verschiedene Einflüsse drohen das Hamburger Hafengeschäft in den kommenden Jahren empfindlich zu belasten. Für dieses Jahr rechnet der UVHH nur noch mit geringem Wachstum beim Güterumschlag, für 2013 mit Stagnation, sagte Bonz: "Und das ist unsere vorsichtige Prognose." Der für Hamburg wichtige Containerumschlag betrug 2011 rund neun Millionen Standardeinheiten (TEU).

Einerseits schrumpft der Welthandel wegen schlechter konjunktureller Einflüsse in verschiedenen Regionen. Zugleich aber droht die Anbindung des Hamburger Hafens an Land und auf dem Wasser immer weiter zu verstopfen. Mitte Oktober hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die geplanten Bauarbeiten zur Vertiefung und Verbreiterung der Elbfahrrinne zunächst gestoppt und entsprechenden Eilanträgen der Umweltverbände Nabu, BUND und WWF entsprochen. Die Prüfung der Bauplanung durch das Gericht kann die Elbvertiefung um ein bis zwei Jahre zurückwerfen. Unter Umständen wird das Projekt noch länger blockiert, wenn die Gegner auch beim Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof klagen.

Obwohl der Güterfluss nach Hamburg in nächster Zeit wohl nachlässt, verschlechtert sich die Verkehrslage zunächst weiter. Die Reedereien setzen immer öfter immer größere Containerschiffe ein. Sie sind am wirtschaftlichsten zu betreiben, können allerdings die Elbe mit viel Ladung nur noch eingeschränkt befahren. Damit keine Containerdienste aus Hamburg in andere Häfen abgezogen werden, fordert der UVHH Nachlässe beim Hafengeld. "Um den Schaden für den Hamburger Hafen gering zu halten, ist nun ein Zeichen an die Reeder notwendig", sagte Bonz.

Auf den Straßen belasten derweil chronische Engpässe etwa vor dem Elbtunnel oder auf der Köhlbrandbrücke den Verkehr in und aus dem Hafen immer stärker. Denn der Transitverkehr rund um Hamburg herum nimmt insgesamt zu. "Allein durch die Staus am Elbtunnel verliert der Hafen im Jahr etwa 100.000 Container, die nicht mehr über Hamburg transportiert werden", sagte Bonz. Der dänische Ostseehafen Fredericia habe in jüngerer Zeit um diese Größenordnung zugelegt. "Wir haben nicht viel Zeit, die Infrastruktur zu erneuern", so der UVHH-Präsident.