Die Hafenwirtschaft ist tief besorgt - und überzieht

Die Verbitterung über die Haltung der Umweltverbände ist im Hafen überall spürbar. Mit ihrem erfolgreichen Eilantrag vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen die Elbvertiefung haben sich die Naturschützer um Nabu, BUND und WWF viele Gegner gemacht. Die Fahrrinnenanpassung, vom Senat bei jeder Asienreise versprochen und von der Wirtschaft herbeigesehnt, dürfte sich durch das Urteil um ein bis zwei Jahre verzögern. Für den Hafen, die Herzkammer der Hamburger Wirtschaft, ist die Entwicklung bedrohlich: Die Konkurrenz in Wilhelmshaven und Rotterdam nimmt neue Terminals in Betrieb, wöchentlich kommen neue Containerriesen auf den Markt, die nicht mehr voll beladen die Elbe passieren können. Und zu allem Überfluss trübt sich nun die Weltkonjunktur ein.

Das alles mag erklären, warum die Hafenwirtschaft nun gegen die Umweltverbände keilt: Sie will Reedereien, die wegen der Elbvertiefung Einbußen verkraften müssen, über niedrigere Hafengebühren finanziell entgegenkommen und so in Hamburg halten. Um den Haushalt zu schonen, sollen Transfers an die "Stiftung Lebensraum Elbe" gestoppt und Zuschüsse der Stadt an die Umweltverbände entfallen. Rund 600 000 Euro könnten so umverteilt werden.

Das wirkt überzogen und wird der Arbeit der Verbände nicht gerecht: Neben den hafenfeindlichen Klagen betreiben sie eben auch Naturschutz-Projekte zum Wohle der Stadt.

Zudem sind die Forderungen des Unternehmensverbands Hafen strategisch unklug. Nach dem Elbvertiefungsurteil hatte in der Stadt nämlich erstmals eine Debatte über die Scheinheiligkeit von BUND, WWF und Co. begonnen. Dieselben Verbände, die ein nationales Hafenkonzept fordern, klagen gegen jede Investition, ob Vertiefung von Weser oder Elbe oder Bau des Tiefwasserhafens. Dieselben Verbände, die stets mit dem Schutz der Elbe argumentieren, gefährden den Strom. Denn mit der Verzögerung der Fahrrinnenanpassung steigt die Unfallgefahr auf der Hauptwasserstraße - mit unabsehbaren Folgen.

All dies muss diskutiert werden. Strafaktionen gegen Umweltverbände bringen die Debatte nicht weiter.