Nach der Wahl muss sich Opposition neu organisieren

Die Ukraine ist ein Land zwischen Ost und West - und sie wird es nach dieser Wahl politisch weiter bleiben. Präsident Janukowitsch wird seinen Kurs der Anlehnung an Russland fortsetzen. Er wird auf weitere wirtschaftliche Verflechtung bauen und verstärkt das System Putin kopieren - autokratisch herrschen, die Familie versorgen, Opposition und Medien gängeln und notfalls einsperren. Nach weiterer Annäherung an die EU sieht es nicht aus. Ganz im Sinne der von Schwerindustrie und Bergbau dominierten östlichen Landeshälfte mit ihrer starken russischen Minderheit, im Sinne des Präsidenten und seines Kollegen im Kreml. Moskau möchte kein noch näheres Heranrücken von EU und Nato, sondern sich im Gegenteil zumindest ein Stück alter Bedeutung und Ausdehnung zurückholen.

Der Westen der Ukraine blickt weiter nach Europa. Und auch er kann hoffen, denn die Opposition hat - trotz der Inhaftierung Julia Timoschenkos und weiterer führender Köpfe - ein beachtliches Ergebnis erzielen können. Sie ist aber nach wie vor zerstritten. Und viele stammen - wie Timoschenko auch - aus der Kaste der Gewinner der wilden Privatisierung der postsowjetischen Phase in den frühen 90er-Jahren. Auch ihnen haftet der Ruch von Korruption, halb legaler Bereicherung und des gnadenlosen Vorgehens gegen Konkurrenten an. Nur, dass sie den Machtkampf um das Land vorerst verloren haben.

Ein Lichtblick nicht nur für die Ukrainer ist der Box-Champion Vitali Klitschko. In den Augen vieler seiner Landsleute genießt er größeres Vertrauen als andere Politiker, weil er erstens nicht beteiligt war am mafiösen Ausverkauf des Landes und zweitens bereits vermögend ist - hinter seiner Motivation also nicht der Wunsch nach Bereicherung steckt. Um etwas erreichen zu können, braucht er jetzt allerdings einen extrem langen Atem. Die Opposition muss sich neu organisieren. Hier Politik zu betreiben birgt zudem neben juristischen Fallstricken auch ganz handfeste Gefahren. Und es bedarf der Unterstützung des Westens. Mit Hilfe und Ausdauer könnte sich dann für die Ukraine eine neue Perspektive ergeben.