Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Erinnern Sie sich noch an Pastor Maldonado? Das war jener Formel-1-Rennfahrer aus Venezuela, der im Mai die Gunst der Stunde nutzte und den Großen Preis von Spanien gewann. In der turbulenten Startphase der Saison, als es in den ersten sieben Rennen sieben verschiedene Sieger gab. Regeländerungen und neue Reifen hatten die technische Überlegenheit von Sebastian Vettels Weltmeisterteam Red Bull ausradiert. Selbst Experten vermochten bei den Rennen keinen Sieger vorherzusagen.

Fünf Monate später spricht im Fahrerlager kaum mehr jemand von Maldonado. Der Mann der Stunde ist Sebastian Vettel. Die Formel 1 ist wieder berechenbar, was die Fernsehsender RTL und Sky freut, die Rivalen der Rennbahn aber zunehmend nervt.

Weil die Formel 1 ein technischer Sport ist, sind die Gründe des Erfolgs schnell ausgemacht. Sie liegen im modernen Entwicklungszentrum des Red-Bull-Rennstalls im englischen Milton Keynes. Die Ingenieure um Adrian Newey haben es wie in den beiden Jahren zuvor am besten verstanden, mit innovativen Ideen die Grauzonen des Regelwerks auszuloten. Sie merzten mit reinem irrsinnigen Entwicklungstempo Schwachstellen aus und führten die rasenden Brausedosen zurück an die Spitze des Feldes.

Sebastian Vettel hat sich in vier Jahren bei Red Bull die Fähigkeit angeeignet, diese Geniestreiche auf der Rennstrecke umzusetzen. Die Leichtigkeit, mit der Vettel im Titelkampf seine Konkurrenten ausbremst, verdankt er seinem größten Trumpf: Vorsprung durch Technik.