Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Es sei dahingestellt, ob Felix Magath selbst in Wolfsburg die Konsequenzen zog oder der Aufsichtsrat ihm diesen Schritt nahelegte, Platz 18 und fünf Punkte aus acht Spielen ließen beiden Seiten keine Wahl. Der wohl umstrittenste Trainer der Fußball-Bundesliga hatte zu gehen, weil er seinen Ansprüchen nicht gerecht wurde. Statt um die Teilnahme an der Champions League zu spielen, kämpft der Klub um den Klassenerhalt. Und wer den Auftritt der Mannschaft beim 0:2 gegen Freiburg sah, musste den Glauben verlieren, dass Magath selbst dieses Minimalziel erreichen würde.

Viele wieder belebte Vorurteile und Klischees hatten zuletzt den lange guten Ruf Magaths massiv beschädigt. Magath sucht im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht den Erfolg im Konsens mit seinen Spielern, sondern setzt auf seine Überzeugungen. Wer diese nicht teilt, kann gehen. Das mag man diktatorisch nennen. Magath unterliegt dabei jedoch einem grundlegenden Missverständnis, weil er davon ausgeht, dass - wie einst er - jeder Profi willens wäre, über die Schmerzgrenze hinwegzutrainieren. Die heutige Generation aber verlangt Erklärungen, fordert Gespräche. Magath gewährt sie immer noch zu selten.

Magaths Verdienst ist es, die Bundesliga fit gemacht zu haben. Seinem Vorbild folgend sind die Spieler aller Klubs ins Laufen gekommen, weil überall Umfänge und Intensität der Konditionsarbeit erhöht wurden. Magath indes verlor damit sein Alleinstellungsmerkmal - und das wichtigste Werkzeug seiner vergangenen Erfolge; jenes Instrument, das seine Kommunikationsdefizite überdeckte.