Der 100.000. mit Kinderbüchern gefüllte Jutebeutel geht an die kleine Filippa aus Eppendorf. Seit 2007 läuft das Projekt in Hamburg.

Hamburg. Das Leben hat viele Seiten - und um Kinder schon früh für Bücher zu begeistern, gibt es seit 2007 das Projekt Buchstart der Stadt Hamburg. Gestern hat Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in der Kinderbuchabteilung der Zentralbibliothek am Hühnerposten die 100.000. Buchstart-Tasche - gefüllt mit zwei Bilderbüchern, Ratgebern für Eltern in vier verschiedenen Sprachen und einem Gutschein für ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft in den Hamburger Bücherhallen - an die 15 Monate alte Filippa Quick und deren Eltern überreicht.

Scholz betonte, es sei wichtig, Kinder "von Anfang an zu fördern und sie aufmerksam und liebevoll auf ihrem Lebensweg zu begleiten". Dies sei auch Ziel des Projekts, das sehr gut angenommen werde. "Buchstart ist eine großartige Möglichkeit, Vertrauen zu Büchern im frühen Kindesalter aufzubauen." Filippas Eltern, Inga Brüggemann und Rouven Quick aus Eppendorf, freuten sich, dass ihre Tochter die Buchstart-Tasche aus so prominenter Hand erhielt: "Unser Kinderarzt am Grindelhof hat uns bei der Vorsorgeuntersuchung U6 mitgeteilt, dass wir die Familie sein werden, die diese Jubiläumstasche bekommen wird." Und der Empfang war herzlich: Eine Gruppe von Kindern aus allen Hamburger Stadtteilen begrüßte die kleine Filippa fröhlich mit dem "Wichte-Lied".

Die Buchstart-Tasche im Gesamtwert von 25 Euro erhalten Familien auf Wunsch bei ihrem jeweiligen Kinderarzt kostenlos, wenn sie mit ihrem Kind zur Vorsorgeuntersuchung U6 kommen. Jedes Jahr verteilen Mediziner so seit 2007 rund 19 000 der pädagogisch wertvoll gefüllten Jutebeutel. 140 Hamburger Kinderarztpraxen machen schon mit. "Jedes Jahr wird das Sortiment der Bücher, das in die Taschen kommt, geändert, um eine Verdoppelung zu vermeiden. Es soll nicht sein, dass ein Kind die gleichen Bücher bekommt, die die ältere Schwester oder der ältere Bruder schon hat", sagte Annette Huber, Mitglied des fünfköpfigen Buchstart-Teams. Es freue sie sehr, dass viele Kinderbuchautoren bereit seien, ihre Werke kostenlos und für den guten Zweck zur Verteilung bereitzustellen. In diesem Jahr steckt unter anderem das Bilderbuch "Paul, der Panda" aus dem Carlsen Verlag in der Tasche.

Über diese Tasche hinaus bietet das Projekt zur frühkindlichen Sprachförderung die Initiative "Gedichte für Wichte" an mehr als 50 Standorten an. In den wöchentlichen Veranstaltungen dieser kostenlosen Eltern-Kind-Gruppen sollen bei Kleinkindern das Interesse und die Liebe zu Büchern spielerisch und mithilfe von lustigen Liedern, Reimen, Finger- und Bewegungsspielen geweckt werden. Unterstützt wird die Initiative Buchstart von verschiedenen Fördervereinen, von privaten Spendern und auch von Hamburger Unternehmen.

"Wir freuen uns über die positive Entwicklung unseres Vereins und über die vielen Mütter und Väter, die mit ihren Kindern Teil unsere Projekts geworden sind", sagte Annette Huber. Eine dieser Mütter ist Verena Bieberstein aus Eimsbüttel. Sie besucht in ihrem Stadtteil regelmäßig die Wichte-Gruppe mit ihrem zweijährigen Sohn Arthur: "Ich glaube fest daran, dass die Initiative Buchstart ein richtig gutes Projekt ist. Denn es bezieht uns Eltern mit ein und macht keine Unterschiede zwischen Familien aus verschiedenen sozialen Schichten."

Unter dem Motto "Bücher für alle", hofft die Initiative immer mehr Eltern dafür zu begeistern, ihren Kindern die Liebe und Freude zu Büchern nahezubringen. Buchstart kooperiert mit der bundesweiten Lesestart-Initiative, über die dreijährige Kinder ab November kommenden Jahres in allen 32 Bücherhallen der Stadt kostenlose Büchertaschen erhalten. Wie wichtig eine frühe Bindung an Bücher sei, hätten neurowissenschaftliche Untersuchungen belegt, sagen die Buchstart-Macher. Die ersten fünf Jahre eines Kindes seien entscheidend für die Entwicklung der Sprache und des Erinnerungsvermögens. "Dass Bürgermeister Scholz die 100 000. Tasche überreicht hat, unterstreicht die Wichtigkeit des Projekts", sagte Nina Kuhn vom Verein Seiteneinsteiger, der das Projekt verantwortet.