Manfred Beyerbach sah Papagei Harry im Abendblatt und nahm ihn bei sich auf. In seiner großen Voliere fühlt sich Harry sichtlich wohl.

Hamburg. Wenn Jutta Winter im Abendblatt liest, wie Hunde, Katzen, Schildkröten oder Kaninchen aus dem Tierheim an der Süderstraße ein neues Zuhause suchen, blättert sie normalerweise ganz schnell um. Zu traurig würden sie die Geschichten der Tiere machen. Am 15. September war das anders. Da stellte das Abendblatt bei seiner Aktion "Wer will mich haben?" Kater Torsten vor. "Seine Augen und sein ganzes Gesicht - da hat es einfach 'Pling' gemacht", sagt die 63-Jährige und lächelt.

Sie habe ihrem Mann Hermann das Bild von Torsten gezeigt, und schnell bestand Einigkeit: "Wir müssen ihn haben." Einen Tag später sind die beiden ins Tierheim gefahren und haben Kater Torsten zu sich nach Eilbek geholt. Der Europäisch Kurzhaar hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Torsten war im Januar schwer verletzt auf der Sieker Landstraße gefunden worden. Eines seiner Beine war zweimal gebrochen, noch heute humpelt der Kater deshalb.

In seinem neuen Zuhause angekommen, ging Torsten erst einmal auf Erkundungstour. "Er hat sich alle Zimmer nach und nach ganz vorsichtig angeschaut", sagt Winter. Schnell fand der Kater aber auch Zuneigung zu seiner neuen Familie. Schon nach wenigen Stunden ließ er sich anstandslos streicheln. Generell seien die ersten Tage sehr harmonisch verlaufen, Torsten habe sich oft und gerne den Bauch kraulen lassen. "Es war, als wäre er schon immer da gewesen", so die 63-Jährige.

Am vergangenen Sonntag dann die böse Überraschung: "Ich habe nur kurz die Balkontür aufgemacht, da ist er rausgeschossen", sagt Torstens neue Besitzerin. Bis zum nächsten Tag kam der sieben Jahre alte Kater nicht zurück. Am Montag bastelte Winter dann kleine Fahndungsplakate und verteilte sie in der Umgebung. "Da hatte ich die Hoffnung, dass Torsten noch einmal zurückkommt, aber schon fast aufgegeben." Am Donnerstagmorgen hörte Jutta Winter dann in der Küche ein Gerumpel auf dem Schrank. "Und da stand Torsten und hat nach Essbarem gesucht", sagt sie und lacht. Die Tierliebhaberin ist heilfroh, dass ihr neuer Kater wieder den Weg nach Hause gefunden hat. "Wir haben ein irres Glück mit ihm. Torsten passt genau zu uns."

Genau passt es auch zwischen Manfred Beyerbach und Blaustirnamazone Harry. Am 1. September hat der 67-Jährige den Papagei im Abendblatt gesehen und sich noch einmal ein Herz gefasst. "Ich habe es schon ein paarmal mit einem Partner für meinen Hein Mück versucht", sagt er. Hein Mück ist eigentlich ein Weibchen und wohl eine Gelbstirnamazone. Seit zwölf Jahren lebt sie mit Beyerbach zusammen, die meiste Zeit davon aber ohne ein Partnertier. Alle bisherigen Zweitvögel hätten Beyerbach angegriffen. "Aber Harry ist so was von lieb, er sitzt sogar schon auf meinem Arm." Nur zwischen ihm und Hein Mück stimme die Chemie noch nicht so ganz: "Aber sie kommen miteinander aus", sagt Manfred Beyerbach. Ein bisschen zickiger sei sein Hein Mück geworden, aber das sei wohl alles nur eine Frage der Gewöhnung.

In seiner großen Voliere in der Wohnung in Steilshoop fühlt sich Harry sichtlich wohl. Er kaut an einem Apfel, flattert umher, hat mit herunterhängenden Holzkugeln, Ästen und einem dicken Seil genug Möglichkeiten zum Spielen. Sogar einen neuen Namen hat Harry von seinem Besitzer bekommen: "Er heißt jetzt Kulle, weil alle Tiere in meiner Familie - egal, ob Hund, Pferd oder Wellensittich - Kulle hießen."