Neubausiedlung mit Carsharing: Hunderte Haushalte teilen sich zwei Wagen. Am Donnerstag ist Richtfest für Stadtgärten Lokstedt.

Lokstedt. In der Neubausiedlung Stadtgärten Lokstedt will das Unternehmen Cambio Carsharing im Frühjahr kommenden Jahres pünktlich zum Einzug der ersten Bewohner zwei Wagen zur Verfügung stellen. "Wir wollen damit etwas für den Klimaschutz tun und den Verkehr entlasten", sagt Carsten Redlich von Cambio.

Jedes Carsharing-Auto spare fünf bis acht Privatwagen ein. Die Stadtgärten Lokstedt sind nach Angaben der Anbieter das erste Neubauprojekt Hamburgs, bei dem die Bewohner sich von Anfang an Autos teilen können. Cambio kooperiert mit den Wohnungsbaugenossenschaften Bauverein der Elbgemeinden (BVE) und Lehrerbau. "Sich ein Auto zu teilen, das passt prima zu der Idee einer Genossenschaft", sagt Axel Horn, Vorstand des BVE.

Es gehe keinem der Beteiligten um wirtschaftlichen Gewinn, sondern um eine Investition in die Zukunft. "Vielleicht gehört Carsharing dann in ein paar Jahren genauso zu einer Mietwohnung wie Kabelfernsehen oder Breitband-Internet." Cambio startet sein Angebot in den Stadtgärten Lokstedt mit einem herkömmlichen Kleinwagen und einem Elektromobil (ab 1,90 Euro pro Stunde). Letzteres ist lediglich für Fahrten bis zu 60 Kilometer geeignet, nachts muss es zurück an die Ladesäule. Generell müssten die Autos stets wieder in die Stadtgärten zurückgebracht werden. Buchen lassen sich die Autos via Internet, Handyprogramm und Telefon. Wer ein Auto bestellt hat, geht mit seiner Kundenkarte zur jeweiligen Station. Dort öffnet er mit seiner Karte einen Tresor, in dem der Autoschlüssel gelagert wird. Auf dem gleichen Wege kann der Schlüssel auch wieder zurückgegeben werden. Mit Angelegenheiten wie dem TÜV oder Werkstattbesuchen hat der Kunde nichts zu tun. "Das Besondere am Carsharing ist: Ich muss mich nicht mehr um mein Auto kümmern", sagt Carsten Redlich.

Dabei stehen die beiden Fahrzeuge in den Stadtgärten nicht nur den Bewohnern, sondern auch anderen Hamburgern zur Verfügung. Die neue Carsharing-Station hat ein Einzugsgebiet von mehr als 1000 Wohnungen, entsprechend groß könnte zu Stoßzeiten das Gerangel um die beiden Fahrzeuge sein. Entsprechend klein wäre der Anreiz, ganz auf das eigene Auto zu verzichten. "Wir würden aber aufstocken, sollte die Nachfrage groß sein", sagt Bettina Dannheim von Cambio. Das Projekt sei "ein Experiment", bei dem Erfahrungen gesammelt werden müssten. Fast 60 000 Euro soll die neue Station samt Fahrzeugen kosten. Rund zwei Drittel macht dabei allein der Anschaffungspreis des Elektromobils aus. Die Investition trägt Cambio alleine, das Risiko des Vorhabens teilt sich das Unternehmen mit den beiden Baugenossenschaften.

Carsharing soll dabei keine Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr sein, sondern eine Ergänzung: "Wir sind sogar Partner des HVV", sagt Redlich. Momentan sei man vonseiten der Hochbahn allerdings bestrebt, mit einem anderen Carsharing-Anbieter Exklusivkooperationen auszuhandeln. "Das ist aus unserer Sicht Wettbewerbsverzerrung, wir führen mit der Hochbahn momentan Gespräche", sagt der Cambio-Mitarbeiter.

Die Stadtgärten Lokstedt sind eines der größten Wohnungsbauvorhaben der vergangenen 25 Jahre im Bezirk Eimsbüttel. Bis 2014 sollen entlang des Veilchenwegs und Grandwegs mehr als 600 neue Wohnungen und eine Kindertagesstätte entstehen. Heute wird Richtfest gefeiert. Rund 150 Millionen Euro soll das Bauprojekt kosten. Das neue Quartier ist bisher lediglich über zwei Buslinien mit der City verbunden. Mit dem Metrobus der Linie 5, der wochentags zwischen 7 und 20 Uhr alle fünf Minuten stadteinwärts fährt, dauert eine Fahrt zum Jungfernstieg 23 Minuten. Bis zum Hauptbahnhof ist man genau eine halbe Stunde unterwegs. Die U-Bahn-Stationen Hagenbecks Tierpark und Lutterothstraße sind jeweils etwa zwei Kilometer entfernt.