Eine Glosse von Nico Binde

Hamburg, wer wüsste das besser als unsereins, kann eigentlich alles, außer Konzerthäuser termingerecht fertig bauen. Davon abgesehen ist man in dieser Stadt aber zu fast allem in der Lage, wie ein Blick in den Bestleistungsalmanach zeigt. Ohne groß prahlen zu wollen, seien hier nur der erste Tierpark der Welt (Hagenbeck, 1907), Europas größte Flussinsel (Wilhelmsburg, schon immer) oder der längste Freiluftmarkt des Kontinents (Isemarkt, 970 Meter) erwähnt.

Superlativ folgt in dieser Stadt eben immer noch auf Superlativ. Das geht: Bam! Bam! Bam! Oder - wie es die Partei Die Partei in schlichter Anbetung zu formulieren pflegt - Hamburg, Stadt im Norden!

Doch der hiesige Rekordhunger scheint noch nicht gestillt. Denn seit gestern schraubt sich nun auch "Deutschlands höchster Außenaufzug an einem Wohnturm" an einem hiesigen Wohnturm empor. 66 Meter geht es in Panoramakabinen am Kristalltower (Holzhafen) nach oben. Man kann nur applaudieren. Bravo! "Höchster Außenaufzug an einem deutschen Wohnturm" klingt zwar nur halb so spektakulär wie Europas größter Stadtfriedhof (Ohlsdorf). Aber dafür ist der ja auch doppelt so tot.

Welche Bestleistung sich demnächst in so klangvolle Titel wie "Stadt mit den meisten Brücken Europas"(mehr als 2500), "Einziger Tideauenwald Deutschlands" (schon wieder Wilhelmsburg) oder "Der unabsteigbarste Klub der 1. Fußball-Bundesliga" (HSV) einreihen wird, ist noch offen. Doch Hamburg, die Stadt mit dem höchsten Außenaufzug an einem Wohnturm, ist immer für eine Überraschung gut. Und bleibt titelhungrig.