Eine Glosse von Alexander Schuller

Hamburg, sagen nicht wenige Hamburger stolz, sei die anglophilste Stadt Deutschlands. Dann knöpfen sie sich ihre Barbour-Jacken zu, pfeifen ihre Jack Russell Terrier heran und marschieren tapfer voran gegen schneidenden Wind und Herbstregen.

Anglophil mag in unserer Stadt aber auch für Zurückhaltung, Sportsgeist und gutes Benehmen stehen. Davon kann man im Grunde ja nie genug bekommen. Doch eine typische englische Gepflogenheit sollte man zukünftig besser dort belassen, wo sie zu Hause ist: das "Original Englische Frühstück" nämlich, das im weltberühmten Wolseley am Piccadilly, vis-à-vis des Ritz serviert und von dort aus in die ganze Welt exportiert wird.

Dort beginnt die wirklich feine Londoner Gesellschaft den Tag mit Eiern (zumeist gerührt), gebackenen Bohnen, einer halben Grilltomate, Speck und Pilzen. Das hört sich gut an, schmeckt für die Kleinigkeit von 15,25 Pfund (etwa 20 Euro) bloß nicht so. Sondern ist wässrig und lauwarm (Rührei), wässrig und kalt (Bohnen), wässrig und eiskalt (Grilltomate), hart und verbrannt (Speck) sowie gummiartig (Pilze). Sie sagen, so ein mieses Frühstück gibt's doch gar nicht? Aber ja! Auch auf vielen Frühstücksbüfetts in Hamburger Hotels. Mit dem Unterschied, dass man dort weder bedient wird noch dass Camilla, Duchess of Cornwall, in Hörweite sitzt. Das ist der Vorteil von London.