Eine Glosse von Axel Tiedemann

Es gibt Jubelmeldungen aus dieser Stadt, die können gemischte Gefühle auslösen: So verkündete, wieder einmal, die Hamburg Tourismus GmbH am Freitag einen Rekord. Noch nie, so hieß da, seien so viele Besucher in die Stadt gekommen, wie in diesem Juli. Mehr als eine Million Übernachtungen registrierten die Touristenwerber, 13,7 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres. 535 668 Gäste waren das, in etwa soviel wie Hannover Einwohner hat. Das macht natürlich stolz, wenn die eigene Stadt so beliebt ist. In Rahlstedt, Hamm oder Wellingsbüttel fallen die Gäste vielleicht nicht weiter auf. Wer aber irgendwie am Hafenrand zu tun hat, der konnte sich schon mal vorkommen wie die oft zitierten Sardinen in der Büchse. Die Schlagzeilen der letzten Tage von überfüllten Fähren haben ja nichts mit der überschaubaren Zahl von Pendlern zu tun.

Aber wie gesagt: Es ist schön, dass so viele kommen. Und es ist schön, dass viele in der Stadt ein gutes Geschäft damit machen. Aber, mit Verlaub, es ist jetzt auch an der Zeit, dass sich die Tourismus GmbH einmal Gedanken um die eigenen Leute macht: Sollte sich wieder ein neuer Rekord anbahnen, dann, bitte schön, sollte man als Ausgleich Reisebusse, Flugzeuge oder gleich die Queen Mary 2 komplett chartern. Nicht für die Gäste. Sondern für die Hamburger, damit sie an solchen Tagen eine Fluchtmöglichkeit bekommen.