Die Nachfrage steigt deutlich. Auf der Hamburger Fachmesse Coteca treffen sich Experten - neue Teesorten kommen auf den Markt.

Hamburg. Verteilt auf kleine, weiße Pappschachteln liegen die Proben von schwarzem und grünem Tee auf einem langen Tisch. Vor jeder Sorte haben die Tester Tassen mit dem aufgebrühten Getränk platziert. Mit einem Löffel kostet Annemarie Leniger, Geschäftsführerin der Ostfriesischen Tee Gesellschaft (OTG), eine der Sorten und spuckt den Minischluck dann in eine große Edelstahlschale. Auf Zunge und Gaumen bleibt so ein Eindruck vom Geschmack der Sorte zurück.

"Täglich probiert jeder unserer fünf Spezialisten bis zu 200 verschiedene Tees", weiß Leniger. Daher können sie die einzelnen Tassen auch nicht austrinken. Immer wieder neue Rezepturen auszusuchen, ist bei der OTG dringend nötig. Denn von den 600 Rezepturen der Firma wird alle zwei Jahre ein Drittel ausgetauscht. "Wir wollen den Kunden stets neue Geschmacksrichtungen bieten", so Leniger.

Die Managerin hatte gestern jedoch nur wenig Zeit, sich in der Probierstube des größten deutschen Teeproduzenten, der Seevetaler Laurens Spethmann Holding (LSH), in der HafenCity umzusehen. Denn noch bis einschließlich Sonnabend warten auf der Kaffee-, Tee- und Kakao-Messe Coteca auf dem Hamburger Messegelände zahlreiche internationale Lieferanten auf die 47 Jahre alte Diplomkauffrau.

Das Treffen der Experten kommt dabei zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Einkaufspreise für schwarzen und grünen Tee aber auch für die Kräutersorten weiter drastisch erhöhen. Schon im vergangenen Jahr hatte der Deutsche Teeverband teilweise zweistellige Steigerungsraten registriert. Diese Entwicklung setzt sich fort, weil die Nachfrage aus den großen Produktionsländern wie China und Indien weiter zunimmt. "Dort etabliert sich ein Mittelstand, der gern Tee trinkt", sagt Leniger. Aber auch Russen und Araber seien verstärkt als Käufer auf dem Markt. "Wer zudem etwa wild wachsende Hagebutten haben will, die beispielsweise in Chile gesucht werden, muss für die Pflücker immer höhere Löhne zahlen", sagt die Managerin.

Auch der Klimawandel spielt bei den Tee-Ernten eine Rolle. "Durch Überschwemmungen oder kalte Winter kommt es oft zu unerwarteten Einbußen", sagt Marco Brinmühl, Vertriebsleiter des Hamburger Teehändlers und Produzenten Gebrüder Wollenhaupt. Zwar würden sich Produzenten und Verkäufer bemühen, die höheren Kosten durch eigene Einsparungen aufzufangen. "Wir gehen davon aus, dass sich die Kunden im Einzelhandel auf Preissteigerungen im einstelligen Prozentbereich einstellen müssen", sagt Brinmühl. Immerhin: Auch damit bleibe Tee eines der günstigsten Getränke. So kostet ein Teebeutel im Einzelhandel im Schnitt weniger als zehn Cent.

Im Großhandel hat die Branche schon in diesem Jahr Preiserhöhungen durchgesetzt. So legte der Umsatz im ersten Halbjahr mit acht Prozent stärker zu als der Teeabsatz, der um fünf Prozent stieg. "Spethmann hat Marktanteile gewonnen und wir gehen auch für das Gesamtjahr von einem Zuwachs beim Erlös aus", sagt Leniger. Mit einem Umsatz von 240 Millionen Euro steht die OTG derzeit für knapp die Hälfte des Umsatzes mit Tee, der im vergangenen Jahr im deutschen Lebensmittelhandel außerhalb der Fachgeschäfte erzielt wurde.

Die Branche arbeitet dabei in einem seit Jahren stabilen Markt. So wurden 2011 bundesweit mehr als 54 000 Tonnen Tee verkauft, davon waren 18 500 Tonnen schwarzer und grüner Tee, die restlichen 35 800 Tonnen Kräuter- und Früchtetee. Damit trinkt jeder Deutsche rechnerisch 76 Liter Tee im Jahr - 50 Liter aus Kräutern und 26 Liter aus den Blättern der Teesträucher. Macht bundesweit zusammen 18 Milliarden Tassen. Größter Exporteur der Blätter ist derzeit der drittstärkste Produzent Kenia. 70 Prozent der Waren für Deutschland kommen dabei in Hamburg an, das damit auch als Teehafen die Nummer eins in Deutschland ist.

Die Messe Coteca, die 2010 erstmals in Hamburg stattfand, ist in der Branche bereits ein beliebter Treffpunkt. "Wir haben die Zahl der Aussteller gegenüber der ersten Messe 2010 von 103 auf 124 gesteigert. Dazu ist die Veranstaltung mit Ausstellern aus 30 statt zuvor 20 Staaten und deutlich mehr Besuchern aus dem Ausland internationaler geworden", sagt Messe-Geschäftsbereichsleiterin Claudia Johannsen. Damit steht schon heute fest: Es wird in zwei Jahren eine weitere Coteca in Hamburg geben. Johannsen ist überzeugt: "Die Messe hat sich etabliert und wird künftig weiter wachsen."