Auf dem ehemaligen Krankenhausgelände von Ochsenzoll entstehen 450 Wohnungen. 120 Millionen Euro werden investiert.

Hamburg. Unter den Linden in Berlin ist ein großzügiger Boulevard mit vielen Bäumen und imposanten Gebäuden. Auch Hamburg wird sich bald mit einem "Unter den Linden" schmücken können. So heißt nämlich das neue Quartier mit etwa 450 Wohnungen, das vom kommenden Jahr an auf einem Teil des ehemaligen Krankenhausgeländes Ochsenzoll in Langenhorn entsteht.

Die Firma Patrizia Projektentwicklung GmbH hat den Zuschlag für das Gelände Anfang des Jahres von der Hamburger Finanzbehörde im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens bekommen. "Wir freuen uns, dass wir an dem Hamburger Vorhaben, jedes Jahr 6000 neue Wohnungen zu bauen, teilhaben können", sagte Patrizia-Vertreter Joachim Gross gestern in Hamburg.

Auf rund elf Hektar sollen bis zum Jahr 2015 insgesamt 450 Wohneinheiten mit etwa 45 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf etwa 120 Millionen Euro. Baubeginn soll Mitte nächsten Jahres sein.

Die Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sind als Eigentumswohnungen geplant, während die städtische Wohnungsgesellschaft Saga GWG auf einem anderen Baufeld Mietwohnungen errichten will. Joachim Gross konnte noch keinen Quadratmeterpreis für die Eigentumswohnungen nennen, versprach aber, dass dieser "stadtteilgerecht" kalkuliert werden soll. Außerdem sicherte er zu, dass im ehemaligen Krankenhausgebäude Nummer 30 eine Kindertagesstätte mit großen Außenflächen zum Spielen und Toben gebaut wird. Weiterhin sollen die Autos der Anlieger vor allem in Tiefgaragen verschwinden, um den "Parkcharakter des Areals" nicht zu stören.

"Wir brauchen Partner mit Mitteln für Investitionen, denn die Stadt kann nicht alle Wohnungen selbst bauen", sagte Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter. Der für Langenhorn zuständige Leiter des Bezirksamts Hamburg-Nord, Harald Rösler, bezeichnete es als "glückliche Fügung", dass der Bezirk über genügend Flächen verfüge, die früher anders genutzt wurden und jetzt für den Wohnungsbau zur Verfügung stünden. Das geschehe stets "unter Berücksichtigung der vorhandenen Strukturen und unter Einbeziehung der Bürger".

Der Bezirk Nord hat sich im "Vertrag für Hamburg", der Vereinbarung zwischen Senat und Bezirken zum Wohnungsneubau, verpflichtet, jährlich 900 Genehmigungen für den Bau von Wohnungen zu erteilen. In diesem Jahr wurden bereits 1479 Genehmigungen (Stand August) ausgesprochen, im vergangenen Jahr waren es 1839.

Spannend im neuen Quartier ist, dass dort noch viele denkmalgeschützte, ehemalige Krankenhausgebäude in die Planungen einbezogen werden. So sollen etwa 200 der geplanten Wohnungen in den früheren Bettenhäusern und Wirtschaftsgebäuden entstehen. "Wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz bisher so wunderbar funktioniert hat", sagte Patrizia-Vertreter Joachim Gross.

Oberbaudirektor Jörn Walter bezeichnete die Kooperation zwischen Denkmalschutz und Wohnungsbau beim Quartier "Unter den Linden" als beispielhaft. "Das Ensemble der ehemaligen Krankenhausgebäude bekommt eine neue Zukunft." So sollen die Fassadenelemente Backstein und weißer Putz der Altbauten an den neuen Häusern wieder aufgenommen werden. "Das soll für eine warme Atmosphäre in diesem Wohngebiet sorgen", sagte Oberbaudirektor Walter.

Die Firma Patrizia wird ihr Areal in drei Segmente aufteilen und hat nach einem Wettbewerb zusammen mit der Stadt Hamburg drei Architekturbüros eingeladen, die Neubauten zu realisieren. Im Bereich "Park" wird das Büro Raumwerk aus Frankfurt zum Zuge kommen. Dort sollen die Neubauten die Altbauten harmonisch ergänzen. Die weiten Parkflächen bleiben erhalten, sowohl öffentlich zugänglich als auch als private Gärten der Eigentumswohnungen.

Das Segment "Insel" in der Mitte von "Unter den Linden" wird die Hamburger Firma Störmer Murphy & Partner gestalten. Große und kleine Wohnungen in den alten und neuen Gebäuden sollen laut Planungen für einen "interessanten Einwohnermix" sorgen.

Für das Segment "Hof" schließlich zeichnet das Aachener Architekturbüro Kadawittfeld verantwortlich.

Besondere Herausforderung in diesem Gebiet wird dies sein: Der das Ortsbild prägende und denkmalgeschützte Wasserturm muss unbedingt einbezogen werden. Wie der Turm und auch die alte Krankenhaus-Kirche dann künftig im Quartier "Unter den Linden" genutzt werden sollen, steht allerdings bisher nach Aussage der Planer noch nicht fest.