Kammerpräsident Josef Katzer kündigt eine Initiative für Elektromobilität an. Auch die Handelskammer wirbt für 1000 neue Elektrofahrzeuge.

Hamburg. Die Handwerkskammer und die Handelskammer wollen die Elektromobilität in Hamburg einen großen Schritt voranbringen: Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer, setzt sich dafür ein, dass Mitgliedsbetriebe in den nächsten Jahren 1000 Elektroautos anschaffen.

"Ich werde selbst Betriebe und Innungen besuchen und dafür werben, dass wir dieses Ziel erreichen", sagte Katzer gestern nach der Unterzeichnung einer "Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität" im Rathaus. Neben den beiden Kammern sowie bislang 13 Firmen, darunter die Kupferhütte Aurubis, der Flughafen, der Versicherer HanseMerkur, Globetrotter sowie die beiden Bio-Bäcker Effenberger und Springer, haben die Wirtschaftsbehörde und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt die Vereinbarung unterzeichnet.

"Wir setzen damit ein Signal für eine bessere Luftgüte in Hamburg", sagte Katzer. "Wenn wir vom Senat fordern, auf rigide Maßnahmen wie die Umweltzone oder die City-Maut zu verzichten, müssen wir bereit sein, unseren eigenen Beitrag zu leisten."

Der Handwerkskammer-Präsident nannte aber noch ein weiteres Motiv für sein Engagement: "Das Thema Elektromobilität ist mir persönlich sehr wichtig. Ich bin sicher, sie wird ein bedeutender Teil unserer Zukunft sein."

Katzer nahm gestern das erste Elektroauto für seinen eigenen Gebäudereinigungsbetrieb entgegen. Es handelt sich um einen 36 000 Euro teuren Fiat 500E, der von dem Lokstedter Importeur Karabag auf einen Elektroantrieb umgerüstet wurde. "Wir wollen andere Unternehmen motivieren, Ähnliches zu tun", so Katzer. "Ich gebe zu, ich war noch etwas skeptisch, was die Reichweite solcher Fahrzeuge angeht. Aber inzwischen weiß ich, dass 90 Prozent aller täglichen Autofahrten weniger als 100 Kilometer lang sind." Wenn künftig auch die Auflademöglichkeiten weiter verbreitet seien als heute, werde die Reichweite erst recht kein Problem mehr für Handwerksbetriebe sein.

Auch in dieser Hinsicht setzt die Handwerkskammer ein Zeichen: Noch in diesem Herbst soll vor dem Gewerbehaus am Holstenwall eine Ladestation errichtet werden. Die Kosten dafür übernimmt Vollkornbäcker Thomas Effenberger. Nach Angaben von Katzer sind bisher weniger als zehn E-Fahrzeuge für das Hamburger Handwerk unterwegs.

Vorgesehen ist nun, dass die Handwerkskammer zunächst 1000 Absichtserklärungen über den Kauf von Elektroautos bei den Mitgliedbetrieben sammelt und dann die Konditionen mit den Herstellerfirmen abklärt. Das Problem dabei ist: "Die deutsche Industrie kann die Fahrzeuge in diesen Stückzahlen gar nicht bereitstellen", sagte Katzer dem Abendblatt. "Die Autobauer teilen sie zu. Und das zu Preisen, die nicht zu rechtfertigen sind."

Der Hamburger Unternehmer Sirri Karabag habe aber zugesagt, er könne hinreichend viele E-Autos liefern. Mit bislang mehr als 800 verkauften Elektrofahrzeugen - neben dem Modell 500E sind dies verschiedene Fiat-Transportertypen - ist Karabag aktuell der größte Anbieter von rein elektrisch angetriebenen Autos in Deutschland.

Auch die Handelskammer kündigte eine Initiative zur Förderung der Elektromobilität an. Der erste Schritt werde eine "breit angelegte Potenzialstudie über den Einsatz von Elektrofahrzeugen im Hamburger Mittelstand" im ersten Halbjahr 2013 sein, sagte Kammer-Präses Fritz Horst Melsheimer. Für die drei gefragtesten Fahrzeugtypen werde man sich dann um günstige Angebote der Hersteller bemühen, um den Mitgliedsfirmen konkrete Kaufangebote unterbreiten zu können. "Wir streben bis zu 1000 zusätzliche Elektrofahrzeuge an", erklärte Melsheimer. Bisher nutzen 48 Hamburger Unternehmen insgesamt rund 300 E-Autos.

Wie aus der im Rathaus unterzeichneten Vereinbarung zwischen den Behörden, den Kammern und den 13 Firmen hervorgeht, streben die Partner bis zum Jahr 2015 den Einsatz von 5000 Elektrofahrzeugen an. Zum Vergleich: Zur Jahresmitte 2012 waren in der gesamten Bundesrepublik erst rund 5000 solcher Wagen zugelassen.

Jutta Blankau (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, sprach von einem "großen Schritt zum freiwilligen Umweltschutz". Den Anlass zu der Partnerschaft hatte ein Gutachten zu verkehrsbedingten Schadstoffemissionen geliefert, das die Behörde im Jahr 2009 in Auftrag gegeben hatte. Das Gutachten hatte ergeben, dass die von der EU festgelegten Grenzwerte für die Stickstoffdioxidbelastung in weiten Teilen des Hamburger Hauptverkehrsstraßennetzes überschritten werden.

Die Vereinbarung zielt aber nicht nur auf den Ausbau der Elektromobilität. So wollen die Partner unter anderem die Mitarbeiter ermuntern, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, und dafür überdachte Fahrradständer und Duschen bereitstellen.