Vorplanungen für die Erweiterung der bestehenden Bahntrasse um zwei weitere Gleise laufen. Kritiker haben neue Bedenken.

Rahlstedt. Die Kritiker der geplanten neuen S 4 vom Hauptbahnhof bis Bad Oldesloe haben sich mit neuen Bedenken zu Wort gemeldet. Am Rande einer Informationsveranstaltung der Grünen im Kreis Stormarn war der Verdacht aufgekommen, der Lärmschutz werde nur für das Ferngleis eingerichtet. Das Gesetz schreibe ihn zwingend nur für Fernbahnen vor, nicht aber für den öffentlichen Personennahverkehr. Des Weiteren rechnete Ernst-Günter Lichte, Autor mehrerer Bücher über die Bahn, den Planern von der LVS Schleswig-Holstein GmbH vor, dass die geplante neue S 4 nicht 350 Millionen Euro, sondern 745 Millionen kosten werde. Die LVS wies das zurück.

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Zurzeit laufen die Vorplanungen für die Erweiterung der bestehenden Bahntrasse um zwei weitere Gleise. Sie sollen den Hauptbahnhof von Personennahverkehr entlasten und Kapazitäten für den Güterverkehr nach Skandinavien schaffen. Ab 2015 könnte die Vorplanung in das Planfeststellungsverfahren münden. Von 2017 bis 2020 soll gebaut werden. Anlieger in Rahlstedt, Tonndorf und Wandsbek müssten für die neue S 4 Teile ihrer Grundstücke verkaufen.

Zum Lärmschutz sagte der LVS-Sprecher Dennis Fiedel: "Zwei neue Gleise neben zwei bestehende zu setzen ist für den Gesetzgeber eine 'wesentliche Änderung'. Diese wesentliche Änderung löst eine Gesamtbetrachtung des entstehenden Lärms aus. Es ist also nicht richtig, dass nur für Teile der Gleisanlage Lärmschutz gebaut werden wird." Frühestens Ende November werde ein Lärmschutzgutachten vorliegen.

Zu den Kosten sagte Fiedel, dass die 350 Millionen Euro allein für die Gleisanlagen und deren Elektrifizierung gelten. S-4-Kritiker Lichte hatte dafür nur 315 Millionen veranschlagt. Lichte rechnet allerdings 180 Millionen Euro für 30 neue Züge dazu, 100 Millionen für ein Betriebswerk, das die Züge wartet, und 150 Millionen Euro für Brücken, Bahnhöfe und Unterführungen. Fiedel erklärte, Züge und ein eventuell nötig werdendes neue Betriebswerk würden nicht zur Infrastruktur gehören. Sie seien dem Betrieb der Strecke zuzurechnen und deshalb außen vor geblieben. Der LVS würden Anfang 2013 "belastbare Kostenschätzungen" zur Infrastruktur vorliegen.