Erstaunlich viele kleinere und größere Krisen hat die deutsche Schifffahrt in den vergangenen Jahren überstanden, ohne dass eine Reederei von Rang aus konjunkturellen Gründen pleiteging. Das Ende der Bremer Schwergutreederei Beluga Shipping 2011 war durch schweres Missmanagement und mutmaßlich Bilanzfälschung verursacht worden. Davon abgesehen, bleiben in der Branche die altbekannten Namen bestehen.

Die aktuelle Krise indes ist anders als die meisten vergangenen. Nicht nur leidet der Schifffahrtsmarkt - besonders bei den kleineren Containerfrachtern - unter Überkapazitäten und dadurch unter starkem Preisdruck. Zeitgleich geben auch noch große Geldinstitute wie die Commerzbank ihr Engagement in der maritimen Wirtschaft auf, weil ein strengeres internationales Reglement für die Finanzwirtschaft dies erzwingt.

Durch enge Geschäftsverbindungen und alte Kontakte zu ihren Hausbanken konnten viele norddeutsche Schifffahrtsunternehmen stürmische Zeiten zumeist überstehen. Jetzt gelten andere Regeln. Bei manchen Unternehmen, vor allem kleineren, rückt eine Insolvenz bedrohlich nahe.

Zusammenschlüsse von Reedereien zu größeren Einheiten könnten viele Unternehmen in der Krise deutlich stärken. Die neue Blue Star Holding in Hamburg bietet dafür ein gutes Beispiel. Konzentration und Rationalisierung ist in den meisten anderen Wirtschaftszweigen völlig normal. Die Reedereien tun sich damit allerdings schwerer, auch wegen oft langer Firmentraditionen. Einigen von ihnen aber wird letztlich wohl nichts anderes übrig bleiben, um den Gang zum Insolvenzrichter zu vermeiden.