159 Millionen Euro werden mit Bedarfsartikeln für Tiere umgesetzt. 100.000 Arbeitsplätze werden in Deutschland von Hundehaltern finanziert.

Hamburg. Anja Kremer lässt ihren Blick durch die Regale schweifen. "Hier gibt es so viele Halsbänder in so schönen Farben. Das macht einfach Spaß." Seit sieben Jahren ist sie Stammkundin bei der Edelhundeboutique Koko von Knebel. "Die Sachen hier sind zweckmäßig - und einfach toll."

Direkt neben exquisiten Modegeschäften in der Nähe des Gänsemarkts ist die Hamburger Dependance von Koko von Knebel angesiedelt, es gibt insgesamt sieben Filialen von Sylt bis Marbella. Das Unternehmen hat sich auf Futter und Accessoires für Hunde im gehobenen Preissegment spezialisiert. "Funktionalität, Qualität und natürlich auch Luxus." Diese Kriterien erfüllten alle ihre Produkte, sagt Brigitte de Jong.

Sie leitet die Hamburger Niederlassung von Koko von Knebel. Dabei gibt es auch Accessoires, bei denen das letzte der drei Schlagwörter deutlich im Vordergrund steht. In seinem Online-Shop vertreibt das Unternehmen unter anderem America's First Dog Bowl, einen dem Hund von US-Präsident Barack Obama gewidmeten und mit Swarovski-Kristallen besetzten Hundenapf. Preis: 899 Euro.

Tatsächlich ist mit der Tierhaltung in Deutschland ein Milliardenmarkt verbunden. So wird mit Hundefutter jährlich ein Umsatz von 1,146 Milliarden Euro gemacht, mit Bedarfsartikeln rund 159 Millionen Euro. Nach Untersuchungen der Göttinger VWL-Professorin Renate Ohr machen die Ausgaben in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der Hundehaltung 0,22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. 100.000 Arbeitsplätze werden von Hundehaltern finanziert.

Einen dieser Arbeitsplätze hat auch Janet Geier inne. Die 40-Jährige ist Hundecoiffeurin und betreibt ihren eigenen Salon in Wellingsbüttel. Ihre Arbeit geht dabei über das bloße Fellschneiden hinaus. Sie wäscht, bürstet und föhnt die Tiere, behandelt sie bei Bedarf mit natürlichen Ölen und Extrakten. "Ansonsten kann ich das Tier je nach Wunsch des Kunden besonders athletisch, elegant oder auch extravagant wirken lassen", sagt Geier.

Preislich gehe es bei 50 Euro los, alles Weitere ergebe sich aus der Dauer der Behandlung. Als Luxus würde Janet Geier ihre Leistungen trotzdem nicht bezeichnen. "Es geht hier um Gesunderhaltung. Zu mir kommen Hundebesitzer, denen ihr Tier besonders wertvoll ist." Dabei sei ihre Kundschaft ganz gemischt, manche Hundehalter kämen sogar extra aus dem Ausland angereist.

Auch bei der Hundeboutique V.I. Pets am Mittelweg gebe es nicht nur einen Schlag von Kunden. "Es ist alles dabei. Vom Schulkind, das Leckerlis kauft, über den Durchschnittsbürger bis hin zur betuchten Klientel des Mittelwegs", sagt die Angestellte Josefine Schröter. In den Schränken der Boutique liegen aufwendig verzierte Halsbänder und Handtaschen, zudem Hundenäpfe in allen Formen und Farben.

Hinter der Boutique steht kein engagierter Einzelhändler, sondern der Konzern Futterhaus. Futterhaus ist die zweitgrößte Kette für Tiernahrung und Tierbedarf in Deutschland. Es betreibt mehr als 250 Märkte, bis zum Jahr 2014 sollen es nach Unternehmensangaben 400 sein. Seine Expansion hat das Unternehmen auch seinem Franchise-Prinzip mit mehr als 110 Partnern zu verdanken.

V.I.Pets ist allerdings keiner dieser Franchise-Nehmer. "Es ist sozusagen mein Baby, ein Experiment", sagt Herwig Eggerstedt, Gründer und Leiter des Futterhauses. Vor sechs Jahren habe er im USA-Urlaub eine Hundeboutique entdeckt, wollte das Prinzip nach Deutschland importieren. Zunächst wurde die Filiale im Mittelweg gegründet, dann zwei Dependancen in Blankenese und St. Georg, die mittlerweile beide wieder geschlossen wurden. "Es klappt einfach nicht so richtig. Wir schaffen es nicht, die Idee zu etablieren", sagt Eggerstedt.

An der Filiale am Mittelweg will Eggerstedt aber festhalten. "Das Geschäft läuft gut und ist rentabel", so der Futterhaus-Leiter. "Und dass wir das Projekt erst einmal auf Eis gelegt haben heißt nicht, dass wir es nie wieder anfassen werden."