Hamburg sollte bei Windkraft kompromissbereit sein

Als vor eineinhalb Jahren die Bilder von explodierenden Reaktorgebäuden des Atomkraftwerks Fukushima um die Welt gingen, gab es einen bundesweiten Konsens: das schnelle Ende der Stromgewinnung durch Kernkraft. So wird auch die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung etwa in Georgswerder, Neuengamme oder Curslack gedacht haben. Dort und in weiteren Stadtteilen sollen als Konsequenz aus der Atomkatastrophe Windräder gigantischen Ausmaßes entstehen. Doch die Bilder aus Japan sind verblasst. Immer deutlicher wird die Erkenntnis, dass auch die Energiewende negative Seiten hat. Windmühlen verändern die Landschaft, werfen Schatten in Gärten und machen Geräusche. Massiver Protest gegen dieses Vorhaben ist also programmiert.

Ein gewisser Preis bei der Energiegewinnung wird aber immer zu bezahlen sein. Aber welcher ist am Ende der höchste? In Fukushima wird gerade sehr teuer bezahlt: auf Generationen verseuchte Gebiete, entvölkerte Städte, vergiftete Nahrung und Menschen. Doch mit Katastrophenbildern lässt sich dauerhaft keine Akzeptanz für die Energiewende herstellen. Akzeptanz lässt sich nur gewinnen, wenn die Politik mit der Bevölkerung zusammen plant. Deshalb ist es gut, dass die Stadt Hamburg die Pläne für den Windkraftausbau in einem weiteren Schritt öffentlich diskutiert. Das bedeutet aber auch, dass die Windräder am Ende eine Nummer kleiner ausfallen können und der Senat im Zweifel von seinem Vorhaben, die Stromleistung der bestehenden Anlagen zu verdoppeln, abrücken muss.

Die politischen Entscheider tragen also eine große Verantwortung. Die betroffenen Hamburger aber auch, soll die Energiewende gelingen. Die Menschen in den Vierlanden werden nicht die Einzigen sein, die sich demnächst Gedanken über die Folgen der alternativen Energiegewinnung machen. Schließlich muss der grüne Windstrom ja auch noch transportiert werden. Die dafür notwendigen Netze gibt es nämlich noch nicht. Und die werden irgendwann durch andere Gärten verlaufen. Eine Alternative dazu gibt es nicht.