Dass man auf dem Höhepunkt abtreten soll, ist eine Sportlerweisheit, an der schon sehr viele gescheitert sind. Auch Vitali Klitschko hat in seiner seit 1996 andauernden Karriere als Profiboxer so viele Höhen erlebt, dass die Auswahl, welche denn nun den Höhepunkt markiert hat, zugegebenermaßen schwerfallen muss. Und vielleicht boxt der ukrainische Schwergewichtsweltmeister auch deshalb noch, weil er hofft, einen letzten großen Paukenschlag in sich zu haben.

Dennoch wäre es an der Zeit, sich nun guten Gewissens den neuen Aufgaben im Leben - und davon hat der dreifache Vater und Vorsitzende der ukrainischen Reformpartei Udar einige - zuzuwenden. Um ein paar Dinge klarzustellen: Klitschko ist noch immer fit, schnell und stärker als alle anderen Schwergewichtler auf der Welt. Die Fans mögen ihn, sie schauen ihm gern zu. Und er könnte mit Kämpfen wie dem gegen seinen britischen Erzfeind David Haye weitere Millionen auf seinem Konto anhäufen.

Doch was hat Vitali Klitschko noch zu beweisen? Dass er in der Lage ist, Altersrekorde zu brechen? Dass er es schafft, zwei Karrieren unter einen Hut zu bringen? Nein, vielmehr hat er die große Chance, als Sieger abzutreten, als ein Sportler, der nie von seinem Gegner, sondern nur von seinem Körper besiegt wurde. Er könnte sich von seinen Fans auch ohne einen weiteren Kampf würdevoll verabschieden. Und er könnte dadurch am Ende doch etwas beweisen: dass es möglich ist, wenn nicht auf dem, dann doch auf einem Höhepunkt der Karriere abzutreten. Die Zeit ist reif. Er sollte sie nicht länger verstreichen lassen.