Hamburg. Die langjährige Hamburger Bischöfin Maria Jepsen muss sich möglicherweise vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt wegen des Verdachts der Strafvereitelung gegen die 67-Jährige, gegen ihren ehemaligen Lübecker Amtskollegen Karl Ludwig Kohlwage, 79, und gegen zwei weitere hochrangige Kirchenfunktionäre.

Ausgelöst hat die Ermittlungen eine Anzeige zweier Kirchenmitglieder aus dem Kreis Stormarn. Ihr Vorwurf: Die vier Beschuldigten sollen schon 1999 gewusst haben, dass der Ahrensburger Pastor K. Jugendliche missbraucht hat, es aber unterlassen haben, die Staatsanwaltschaft zu informieren.

K. war seit 1973 in Ahrensburg (Kreis Stormarn) tätig. Die Vorwürfe gegen ihn wurden erst im Frühjahr 2010 der Öffentlichkeit bekannt. Ein Opfer hatte sich per Brief an die damalige Bischöfin Maria Jepsen gewandt. Insgesamt 13 Opfer haben sich bis heute bei der Kirche gemeldet. Jepsen hatte im Juli 2010 ihr Bischofsamt niedergelegt. Begründung: Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal gebe es Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit. K. ging straffrei aus. Seine Taten waren verjährt, und der Kirchengerichtsbarkeit entzog er sich, indem er sich aus dem Kirchendienst entlassen ließ.

Ob die Staatsanwaltschaft tatsächlich ein Verfahren gegen Jepsen eröffnet, wird sich vermutlich erst in einigen Wochen entscheiden.