Eine Glosse von Florian Heil

Ich bin ein altes Ferkel - das sagt zumindest meine Frau. Aktueller Anlass: Ich hatte Zahnpastaflecken auf dem Waschbecken hinterlassen. Unsere Zahnpasta ist weiß, das Waschbecken auch - ich sehe so etwas einfach nicht. Auch der Versuch, diese Tatsache auf eine vermutliche Weiß-weiß-Schwäche auf meiner Netzhaut zu schieben, erntete nur strafende Blicke. Ich täte auch im Allgemeinen zu wenig im Haushalt. "Was denn zum Beispiel?" "Saugen!" "Aber es sieht doch gar nicht dreckig aus." "Wenn es dreckig aussieht, dann ist es schon zu spät!" Dieser Teil der menschlichen Logik muss irgendwo auf dem Strich des zweiten X-Chromosoms liegen, der den Buchstaben von einem Y unterscheidet. Wenn ich sie an meinen freien Tagen anrufe, ob noch etwas zu tun sei, honoriert sie zwar mein Pflichtbewusstsein, aber dieses unterschwellige "warum muss ich dir das sagen?" klingt irgendwie immer mit.

Bei einer Sache wurde ich allerdings bekehrt: Bisher dachte ich, das Im-Sitzen-Pinkeln sei ein symbolischer Akt, der das vermeintlich dominante Geschlecht in die Hockstellung zwingen soll. Den Unsinn von der Reinhaltung des Badezimmers habe ich nie geglaubt. Doch eines Tages kramte sie alte Schulhefte heraus, legte die Löschblätter um das WC herum. Ihre Maßgabe: Die Blätter sollten wieder für ihre ursprüngliche Bestimmung gebraucht werden könnten. Seither setzte ich mich kleinlaut auf die Schüssel. Nur die logische Konsequenz, dass es reicht, das Bad fortan nur noch alle zwei Wochen zu putzen, muss ich noch durchboxen.