Ein Kommentar von Björn Jensen

Wäre das schön, für einen Tag Philipp Kohlschreiber zu sein! Nicht nur, dass man auf Weltklasseniveau Tennis spielen könnte, nein, man hätte auch endlich Klarheit darüber, was im Kopf dieses 28 Jahre alten Profisportlers, für den er sich hält, vorgeht.

Vier Titel hat der Augsburger auf der ATP-Tour gewonnen und ein Karrierepreisgeld von mehr als 5,3 Millionen US-Dollar eingespielt, das ihn immerhin in die Lage versetzt, bis an sein Lebensende einmal am Tag warm zu essen. Leistungen, die ihn auf immer und ewig im Gedächtnis der deutschen Sportfans verankern, hat Philipp Kohlschreiber bislang nicht vollbracht.

Was ihn also zu der bodenlosen Frechheit verleitete, trotz anders lautender Absprachen seine Daviscup-Teamkollegen wiederholt öffentlich zu kritisieren, anschließend seinem Kapitän Patrik Kühnen ein klärendes Gespräch zu verweigern und ihn stattdessen an sein Management zu verweisen, bleibt leider ein Rätsel. Ist es Arroganz? Naivität? Oder ein Hilfeschrei in einem Konflikt, den er anders nicht zu lösen versteht?

Dass der als besonnen bekannte Kühnen nicht anders konnte, als Kohlschreiber aus dem Team zu werfen, muss diesem klar gewesen sein. Dass er kurz nach der Aufregung um seinen fragwürdigen Olympiaverzicht erneut seine Beteuerungen, gern für sein Vaterland zu spielen, konterkariert, spricht dafür, dass Deutschland auf ihn nicht mehr bauen sollte. Es tut weh, auf seinen Besten zu verzichten. Aber wer daran scheitert, ein Minimum an Teamgeist aufzubringen, ist letztlich nicht einmal ein Guter.