Fahrten mit dem Auto werden immer unattraktiver

In Hamburg Auto zu fahren macht viel zu oft einfach keinen Spaß, sofern man bei dem Thema überhaupt von Spaß reden mag. Oder von fahren. Viel zu oft genügt eine kleine Baustelle, um einen mittelmäßigen Stau auszulösen, viel zu oft reicht ein unsozial Parkender in zweiter Reihe, um den Verkehr im Berufsverkehr zum Stillstand zu bringen. Und allzu oft kommt dem unabhängigen Betrachter in den Sinn: Es ist so gewünscht, nur dass sich niemand im Senat traut, das auch offen zu sagen. Die Landesregierung erweckt den Eindruck, ihr seien diese Staus und Behinderungen recht, um Fahrten mit Bus und Bahn attraktiver zu machen.

Unterstützt wird dieser Verdacht durch das jetzt beginnende sogenannte Busbeschleunigungsprogramm. Die Bauarbeiten werden sich über Jahre hinziehen und den Verkehr in dieser Zeit deutlich behindern, dauerhaft verschwinden zudem an einzelnen Abschnitten Fahrspuren für Autos und Parkplätze. Und am Ende steht eine Zeitersparnis von ein paar Minuten für Buskunden. So kann man auch den ÖPNV unterstützen.

Ehrlich ist es aber nicht.

Ehrlich wäre es vom Senat zu sagen, dass man private Autofahrten minimieren möchte. Ehrlich wäre es dann aber auch, sich zu einer Innenstadtmaut für Pkw und zu Fahrverboten für Dreckschleudern zu bekennen. Aber zu dieser Ehrlichkeit fehlt offensichtlich doch der Mut - genau wie zum Bau einer Stadtbahn.

Und so bleibt ein mehr als 250 Millionen Euro teures Busbeschleunigungsprogramm die einzige Antwort des Senats auf die Herausforderungen eines ständig wachsenden großstädtischen Verkehrs. Und der ist offensichtlich schon jetzt kaum noch steuerbar. Seit Monaten gibt es in der Innenstadt wegen der Baustelle am Dammtor Staus - dennoch fahren Pendler bewusst dort hinein, statt auf Bus oder Bahn umzusteigen. Seit Jahren schon stehen Autos Stoßstange an Stoßstange, sobald die Hamburg-Messe zu einer größeren Ausstellung lädt - weil es keine Ausweichstrecken mehr gibt. Einzige Chance auf freie Fahrt bietet hier die U-Bahn - nur muss man das auch ehrlich sagen.