Eine Glosse von Alexander Schuller

Gerade in den letzten Monaten dieses ziemlich verregneten Sommers verunglimpft man sie, die wahren Auslöser des unerhörten Lärmpegels zu sein, der die hippen Bewohner der Szenestadtteile um ihre Nachtruhe bringt. Denn trotz der vielen verregnetem Sommerabende, was phonstarkes Draußensitzen überhäufig verhinderte, herrschten wie üblich Krawall und Remmidemmi auf den Straßen.

Trotzdem sollte man die Kioskbetreiber, die beinahe rund um die Uhr die preiswerte Druckbetankung Heranwachsender garantieren, ja nicht verdammen: Schließlich bilden sie tagsüber mit ihrem umfangreichen Sortiment von Fertignahrung das Rückgrat der täglichen Grundversorgung. Zum anderen verticken sie alle beliebten legalen Drogen wie Tabakwaren, Chips und Gummibärchen. Darüber hinaus fördern sie mit Lotto, Toto und Rubbellosen das Glücksspiel. Doch die wichtigste Aufgabe gibt es kostenlos: Als Begegnungsstätte, Nachrichtenbörse und Kleinkreditvergabestelle ihres jeweiligen Quartiers erfüllen sie wichtige soziale Funktionen. Sie wissen auch um den Gesundheitszustand der ansässigen Seniorinnen und Senioren, lassen (zumindest) Stammkunden anschreiben, nehmen Behördenpost und Pakete entgegen. Und als ich gestern Morgen aus meinem Lieblingskiosk im Hammer Peterskampweg nach einem superhektischen, weil viel zu späten, morgendlichen Kaffee- und Zigarettenkauf zu meinem vorschriftswidrig geparkten Auto rannte, sprintete Herr A. aufgeregt hinter mir her und rief: "Sie haben Ihr Hemd falsch rum angezogen!" Schön, dass es noch einen gibt, der auf mich aufpasst.