Ein Kommentar von Achim Leoni

Alle zwei Jahre wieder sehen wir uns anlässlich der Paralympics mit der Frage konfrontiert, ob behinderte Menschen eigentlich gleichberechtigt sind in diesem Land. Eine einfache Antwort darauf ist die: Wären sie wirklich gleichberechtigt, würden wir uns diese Frage gar nicht stellen.

Man kann den Befund an Zahlen festmachen. Ein Paralympics-Sieg wird von der Sporthilfe nur halb so gut honoriert wie ein Olympiasieg. Die Liveberichterstattung von ARD und ZDF beläuft sich gar nur auf ein Viertel von der bei Olympia. Und im Medaillenspiegel dürfte Deutschland deutlich schlechter abschneiden als im olympischen. Selbst wenn es für all das gute Gründe geben mag: Unterm Strich bleibt der Verdacht hängen, dass unserer Gesellschaft der Behindertensport nicht so viel wert ist.

Aber wäre es nicht fairer, die behinderten Sportler zunächst an sich selbst zu messen? Seit 1948 unweit von London 14 Kriegsversehrte bei den ersten Handicap-Sportspielen antraten, hat die paralympische Bewegung einen enormen Aufschwung genommen. Die Wettbewerbe der nächsten zwölf Tage sind nahezu ausverkauft. Die Sendezeit hat sich im Vergleich zu Peking 2008 verdoppelt. Und die Prämien wurden aufgestockt, wenn auch erst auf öffentlichen Druck.

Wir betrachten die amputierten, gelähmten und blinden Athleten längst nicht mehr als liebenswerte Exoten, sondern als ernst zu nehmende Sportler. Einige verehren wir sogar als Stars. Es bedarf gar nicht mehr viel Fantasie sich vorzustellen, dass behinderte und nicht behinderte Sportler ihre Spiele gemeinsam zelebrieren. Vielleicht würde sich die Frage nach der Gleichberechtigung dann nicht mehr stellen.