Flugstreiks sind eine Folge des ruinösen Wettbewerbs

Nicht weniger als vier Streiks seit Mitte 2008 - diese Bilanz für den deutschen Luftverkehr erinnert an das aus früheren Jahrzehnten gewohnte Bild in Italien. Die für die Bundesrepublik eigentlich untypische Streikfreudigkeit in dieser Branche hat zwei Ursachen. Eine davon liegt auf der Hand: Die Arbeitnehmer werden hier von kleinen Spartengewerkschaften vertreten, die dank eines hohen Organisationsgrades und des nicht leicht austauschbaren Personals über enorme Macht verfügen. Das gilt für Piloten, Fluglotsen und - mit Einschränkungen - auch für das Kabinenpersonal, das nun die Arbeit niederlegt. Insofern gibt es Parallelen zu den Lokführern, die ebenfalls als vergleichsweise streikfreudig gelten.

Doch es gibt noch einen zweiten Grund für die harten Tarifauseinandersetzungen in der Luftverkehrsbranche, und hier kommen auch die Fluggäste ins Spiel: Wer fliegt nicht gern für nur rund 100 Euro nach Barcelona und zurück? Vor nunmehr knapp 20 Jahren waren es die Billigflieger, die die Preisspirale nach unten in Bewegung gesetzt haben. Seitdem haben sich auch praktisch alle etablierten Fluggesellschaften auf diesen Wettbewerb eingelassen.

So mancher Passagier hat sich im Stillen gefragt, wie derartige Preise eigentlich möglich sind. Seit wenigen Jahren ist diese Frage berechtigter denn je. Zwar sind die Treibstoffrechnungen ebenso wie andere Kosten deutlich gestiegen, aber die Airlines scheuen davor zurück, die Ticketpreise im erforderlichen Maß anzuheben - aus Angst, dann gegenüber den Konkurrenten zurückzufallen. Stattdessen geben die Fluggesellschaften den Kostendruck weiter. An die eigenen Mitarbeiter, aber auch an die Flughäfen und an andere Dienstleister dort - wie etwa das Sicherheitspersonal.

Klar ist: Dieses Spiel darf man so nicht endlos weiterspielen. Zwar gibt es in der Luftfahrt glücklicherweise eine Vielzahl von Vorschriften, die die Einhaltung von Sicherheitsstandards gewährleisten sollen. Doch demotivierte Mitarbeiter können früher oder später zum Risiko werden - und so weit darf es die Branche nicht kommen lassen.