Der US-Hedgefonds Anchorage Capital will Darlehen nur zur Hälfte auszahlen, verlangt Tochter Max Bahr aber sofort als Sicherheit.

Hamburg. Der Vorstand der angeschlagenen Baumarktkette Praktiker gerät in den Verhandlungen um einen dringend benötigten Rettungskredit immer mehr unter Druck. Nach Informationen des Abendblatts will der US-Hedgefonds Anchorage Capital bei Vertragsabschluss zunächst nur die Hälfte des Darlehens in Höhe von 85 Millionen Euro auszahlen. Der Rest des Geldes soll erst nach der geplanten Kapitalerhöhung des Unternehmens von 60 Millionen Euro fließen, die für Ende dieses Jahres geplant ist.

Die Amerikaner würden so ihr Risiko für den Fall vermindern, dass die Kapitalerhöhung scheitert und Praktiker Insolvenz anmelden muss. Zugleich drängen die Investoren darauf, dass ihnen die profitable Hamburger Tochter Max Bahr sofort als Sicherheit für das Darlehen gewährt wird. Auf diese Weise bekäme Anchorage die traditionsreiche Kette im Fall einer Pleite quasi zum Schnäppchenpreis.

+++ Praktiker-Retter macht Druck – neue Hürden +++

+++ Bedenkliche Abhängigkeit +++

Praktiker steht wegen ruinöser Rabattstrategien in der Vergangenheit ("20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung") derzeit am Rande des finanziellen Kollaps und hat im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von rund 500 Millionen Euro eingefahren. Nur Max Bahr erwirtschaftet in Deutschland noch einen Gewinn, weshalb der Vorstand nun gut 120 Praktiker-Märkte auf das Konzept der Hamburger Tochter umstellen will. Zudem wird die Konzernzentrale vom saarländischen Kirkel in die Hansestadt verlagert. Für den Umbau werden insgesamt mehr als 200 Millionen Euro benötigt.

Ein Praktiker-Sprecher wollte sich gestern nicht zu den laufenden Verhandlungen mit Anchorage äußern, betonte aber, dass man zuversichtlich sei, die Gespräche in Kürze erfolgreich abschließen zu können. Über die neuen Forderungen der Amerikaner hatte zuvor auch die "FTD" berichtet.

Die verschärften Bedingungen für den Rettungskredit dürften jedenfalls kaum dazu beitragen, dass die Akzeptanz für den ungeliebten neuen Geschäftspartner unter den Altaktionären von Praktiker steigt. Die beiden großen Anteilseigner Semper Constantia und Maseltov machen seit Monaten keinen Hehl daraus, dass sie das Angebot von Anchorage für inakzeptabel halten. Der Kredit soll nur für einen exorbitant hohen Zinssatz von 16 bis 17 Prozent gewährt werden. "Knebelbedingungen", nennt dies die Vertreterin der Großaktionäre, Isabella de Krassny.

De Krassny versucht zurzeit, eine außerordentliche Hauptversammlung bei Praktiker durchzusetzen, um ihr eigenes, alternatives Sanierungs- und Finanzierungskonzept vorlegen zu können, das sie mit dem Finanzinvestor Clemens Vedder ausgearbeitet hat. Einen ersten Antrag auf eine neue Hauptversammlung hat der Praktiker-Vorstand allerdings abgelehnt, da er nicht ausreichend begründet worden sei. Nun hat de Krassny einen weiteren Antrag nachgeschoben, der sich derzeit in der Prüfung befindet.

Die streitbare Österreicherin hat derzeit allerdings noch an einer ganz anderen Front zu kämpfen, was ihre Position im Tauziehen um die Baumarktkette erheblich schwächen dürfte. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien ermittelt gegen de Krassny und sechs weitere Personen wegen des Verdachts des Insiderhandels mit Aktien eines Softwareherstellers. Sie selbst beteuert ihre Unschuld.