Mit dem Notkredit des US-Hedgefonds Anchorage begibt sich die angeschlagene Baumarktkette Praktiker in eine bedenkliche Abhängigkeit. Die Verhandlungsposition des Unternehmens ist offenbar so schlecht, dass die Amerikaner fast nach Belieben ihre Bedingungen für das dringend benötigte Darlehen diktieren können. Erst schluckte der Praktiker-Vorstand ohne Gegenwehr die 16 Prozent Zinsen, die Anchorage für die Finanzspritze in Höhe von 85 Millionen Euro verlangt. Nun wollen die Investoren auch noch die Auszahlung der Summe strecken und vom Erfolg der für Ende des Jahres geplanten Kapitalerhöhung abhängig machen.

Anchorage minimiert also das eigene Risiko, verlangt aber zugleich die erfolgreiche Hamburger Tochtergesellschaft Max Bahr als Pfand. Kommt Praktiker in den kommenden Monaten nicht wieder auf die Beine oder bricht unter den ungünstigen Bedingungen für den Notkredit zusammen, dann kommen die Amerikaner zu einem Schnäppchenpreis an das Traditionsunternehmen - mit unabsehbaren Folgen für die Mitarbeiter und den Standort.

Dies wäre sicher nicht im Sinne des langjährigen Eigentümers Peter Möhrle, der Max Bahr einst zu einer der solidesten deutschen Baumarktketten machte, dann aber an Praktiker verkaufte, weil er fürchtete, dass das Unternehmen allein nicht mehr in der hart umkämpften deutschen Baumarktbranche würde bestehen können. Aus heutiger Sicht wäre es vermutlich besser gewesen, Max Bahr als ein eigenständiges Unternehmen zu erhalten.